Mit Strom aus der Sonne erzielt man laut einzelnen PV-Anbietern doppelten Erfolg: Elektrizität für Licht, haustechnische Anlagen und thermische Energie für die Wärmeversorgung. Doch wie steht es um die Effizienz beim dualen Einsatz von Strom und Wärme? DI Roger Hackstock, Geschäftsführer Verband Austria Solar, betrachtet dieses Thema äußerst kritisch und argumentiert auch, warum. Denn das Beispiel einer Wohnhausanlage in Wien Simmering zeigt, dass Solarthermie den PV-Strom um Längen schlägt, wenn es darum geht, möglichst viel Sonne vom Dach ins Haus zu holen.
DI Hackstock, wie lässt sich der Stellenwert von Sonnenenergie in der Haustechnik auf den Punkt bringen?
Hackstock: Das Thema Klimaschutz hat in den letzten Monaten enorm an Fahrt aufgenommen und ist in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Im Bereich von Heizen und Kühlen ist die Aufgabe, die größte Energiequelle zu nutzen, die bei Gebäuden vor Ort zur Verfügung steht: die Sonne. Dafür ist es wichtig, möglichst viel Energie vom Dach zu holen. Solarwärme ist die jahrzehntlang bewährte Technologie dafür.
In einem Artikel im Österreichischen Installateur, Ausgabe Mai 2019 auf Seite 41, berichteten wir über eine PV-unterstützte Warmwasseranlage in einem Wohnobjekt in Wien-Simmering. Dieser Beitrag war Anlass für dieses Interview, warum?
Hackstock: In dem Beitrag werden Vorteile einer Photovoltaikanlage für die Wärmegewinnung gegenüber einer solarthemischen Anlage angeführt, die schlichtweg nicht existent sind. Aus Photovotaikstrom lässt sich nur die halbe Wärmemenge vom Dach holen wie von einer solarthermischen Anlage. Das ist ein Faktum, welches bei dem Artikel leider nicht angeführt -wurde, und das möchte ich hiermit nachholen. An dem genannten Objekt in Wien-Simmering haben wir verglichen, wie sich mit Photovoltaik und Solarthermie die Dachfläche nutzen lässt, um die Wärmeversorgung der Wohnungen solar zu decken.
Und was brachte die Untersuchung?
Hackstock: Das Ergebnis zeigt, dass bei Solarthermie die halbe Dachfläche reicht, um denselben Ertrag zu liefern wie bei PV-Strom, der das ganze Dach benötigt – noch dazu zu vergleichbaren Kosten. Wird das ganze Dach für Solar-thermie genutzt, verdoppelt sich der Wärmeertrag. Bei Wärme ist daher entscheidend, die effizienteste Technologie einzusetzen, um die maximale Menge an Solarenergie zu nutzen. Der Vergleich zeigt, dass die Photovoltaik hier mit Solarthermie nicht mithalten kann. Die Photovoltaik ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Stromwende und soll bis 2030 um das 15fache ausgebaut werden, damit die fossilen Kraftwerke abgeschaltet werden können. Bei Wärme ist der Energiebedarf jedoch höher als bei Strom, sodass es effizientere und somit platzsparende Technologien der Energiegewinnung braucht. Solarwärme ist hier eindeutig der Favorit und wird die künftige Versorgung auf lange Sicht dominieren.Wenn es also darum geht, möglichst viel Sonne vom Dach ins Haus zu holen, hat -Solarthermie eindeutig die Nase vorn.
Vielen Dank für das Gespräch!