Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von VÖK und Bundesinnung stellte Mag. Helmut Weinwurm Vorstandsvorsitzender VÖK klar, dass die Herausforderungen für Energieeffizienz und Klimawandel die Heizungsbranche nur gemeinsam lösen kann. Die VÖK freut sich die Bundesinnung der Installateure als neues Mitglied begrüßen zu dürfen. „Wir verlassen hier bewusst die bisherige Linie und wollen uns in Zukunft breiter aufstellen um die größte Herausforderung der Energiewende gemeinsam zu meistern: Die Energieeffizienz, also die Reduktion des Energieeinsatzes. Immerhin soll nach den Plänen der Bundesländer bis 2050 eine Reduktion um 80% bzw. nach der neuen Linie der Bundesregierung bis 2040 ein völlige Dekarbonisierung aller Sektoren erfolgen. Dieser Kraftakt ist nicht mehr mit einer einfachen Verschiebung der Emissionen vom Gebäudebestand in den Energiesektor und damit den ETS der EU machbar. Die Umstellung auf Fernwärme wird dafür also nicht mehr ausreichen. Aus unserer Sicht braucht es hier eine völlige Technologieoffenheit gegenüber allen verfügbaren Systeme und massive Unterstützung zur Entwicklung neuer Lösungen für alle Aggregatzustände der verschiedenen Energieträger und darunter verstehen wir ganz besonders auch e-Gas oder „grünes Gas“, Holz in allen Stückelungen, e-Liquids, Wärmepumpen und die Nutzung von Solarenergie. Die Bürger leben diese Technologieoffenheit wie wir auch in unserer Absatzstatistik 2020 in Zahlen kommuniziert haben: Ca. 30 % haben sich für eine Wärmepumpe entschieden, 14 % für eine Holzheizung, 52 % für ein Gasgerät – überwiegend Brennwertgeräte - und nur noch 3 % für einen Ölkessel. Leider ist die Solarthermie noch immer rückläufig und scheint der PV am Dach den Vortritt zu geben“
Beim Stichwort „überwiegend Brennwertgeräte“ hakt KR Ing. Michael Mattes – Bundesinnungsmeister SHL nach: „Als Wiener Installateur tu mir das Herz weh. Eigentlich sollten inzwischen fast ausschließlich Brennwertgeräte installiert werden, da die Ökodesign Verordnung der EU ganz klar regelt, dass nur noch bei Mehrfachbelegung – also im Ausnahmefall – Heizwertgeräte installiert werden dürfen. Technisch sind Heiz- und Brennwertgeräte an einem Abgassystem nicht mischbar. Die Konsequenz sollte eigentlich sein, dass im Zuge der Energieeffizienzbestrebungen ein Förderprogramm eingerichtet wird, indem sowohl die Sanierung des Abgassystems, als auch die Umstellung aller betroffenen Geräte auf Brennwert finanziell unterstützt wird. Die modernen Brennwertgeräte können mit grünem Gas betrieben werden und sind damit zukunftsfit. Derzeit rechnet man sich mit politischen Konversionsfaktoren manche Technologien schön: Fernwärme aus echter Abwärme hat im dicht verbauten städtischen Gebiet selbstverständlich seine Berechtigung – warum diese aber im Vergleich zu Gasbrennwertgeräten nur mit einem Zehntel der THG Werte berechnet wird, obwohl jedes Mal Gas als Brennstoff eingesetzt wird, ist nicht verständlich. Noch unverständlicher ist es, wenn es dann an diese Fernwärme auch noch einen Anschlusszwang gibt wie z.B. in Salzburg und Teilen Wiens. Warum für die Ermittlung von Heizsystemen ein ganzjähriger Durchschnitt für die Berechnungen herangezogen wird ist ebenfalls nicht klar: Im Winter ist Strom bekanntlich knapp und und überwiegend nicht aus erneuerbaren Quellen zu decken – schon gar nicht nachts. Wenn der Strombedarf durch vermehrten Einsatz in allen Sektoren massiv steigt, dann schrammen wir das nächste mal nicht mehr knapp an einem Blackout vorbei, sondern direkt hinein. Gerade im Winter ist eine Diversifizierung dringend erforderlich – der Technologien und Energieträger! Hier sollten wir auf Hybridsysteme setzten – die derzeit beliebte Luftwärmepumpe in Kombination mit einem Kessel, durchaus auch einen, guten schon vorhandenen.
Versorgungssicherheit
Um dem zunehmenden Sicherheitsthema in der Wärmeversorgung gerecht zu werden, müssen wir auf kleine dezentrale Einheiten setzten. Die Wärmeproduktion direkt vor Ort im konditionierten Bereich ist zudem auch noch die effizienteste, da keinerlei Wärmeverluste eintreten – weder bei Zuleitungen noch bei Steigleitungen. Dabei möchte ich hier mal festhalten, dass bei den in der Bauordnung seit neuesten vorgeschrieben zentralen Hausanlagen je 3 Wohnungen ca. 1 to CO² zusätzlich emittiert werden – also Energieverschwendung per Gesetz vorgeschrieben wird. Wir Installateure wünschen uns ganz dringend mehr technischen Sachverstand und weniger Ideologie in der Haustechnik.“ Der stv. BIM Ing. Manfred Denk vermisst Realitätssinn: “Vielfach wird diskutiert, dass wir Installateure die zusätzlichen Kapazitäten für die Modernisierung und Umstellung des Heizungsbestandes nicht zur Verfügung stellen können. Gute Fachleute sind natürlich nicht nur in unserer Branche heiß begehrt und wir freuen uns über jeden kompetenten Kollegen und engagierten Lehrling. Eine Lehre in unserer Branche ist „Fridays For Future“ in der Praxis! Wir haben aktuell die höchste Arbeitslosigkeit seit dem 2. Weltkrieg – Tendenz steigend – und wir suchen Fachkräfte! Wir brauchen Programme zur Umschulung, eine verkürzte Lehre für Menschen mit Matura aber ohne Job und eine Anpassung der Lehre an die neuen Rahmenbedingungen. Bei den hervorragenden Verdienstmöglichkeiten in unserer Branche ist es mehr als verwunderlich, dass man uns nicht längst die Türen einrennt.“
Die angespannte Situation ließe sich allerdings teilweise auch durch eine Verlängerung der Arbeitssaison entschärfen: Aktuell beschränkt sich der Zeitraum in dem Heizungen getauscht werden auf die warme Jahreszeiten – also ca. 6 Monate. Es gibt aber praktikable mobile Überbrückungslösungen, so dass inzwischen ganzjährig gearbeitet werden kann, auch im Winter. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Wir haben bisher ein Volumen von 80.000 – 100.000 Anlagen pro Jahr installiert – in nur 6 Monaten,bei ganzjährigem Einsatz können wir diese Zahl in etwa verdoppeln. Das sollte ausreichen und die ambitionierten Ziele zu erreichen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Heizungsbesitzer tatsächlich auch Aufträge erteilen und dafür wird es gute Anreize brauchen.“
Der Landesinnungsmeister von Salzburg Andreas Rotter setzt auf weitere Anreize „Nach den vielen Vorschriften der letzten Monate erscheint es uns als ganz besonders wichtig, dass die Bevölkerung durch Anreize von der Politik animiert wird und nicht durch Vorschriften gezwungen wird. Man kann nicht die Hälfte des Heizungsbestandes durch Zwang tauschen! Das sind immerhin rd. 1,5 Mio. mit fossilen Energieträgern betriebene Anlagen, und trotz vieler und großzügiger Förderungen muss der Bürger immer noch einen nennenswerten Restbetrag zahlen, die Planung und Bauaufsicht benötigt auch bei intensiver Unterstützung durch unsere Kollegen Zeit und eine Baustelle im Haus ist auch bei größter Sorgfalt des Installateurs immer noch eine Baustelle. Auch der soziale Situation und die persönliche Lebensplanung der Bewohner ist zu berücksichtigen. Der Bund und die Länder bieten eine ganze Reihe an Förderungen für den Umstieg auf „erneuerbare“ Technologien. Dazu muss man grundsätzlich festhalten, dass die aktuell am Markt verfügbaren Technologien fast alle sowohl mit erneuerbaren Energien als auch mit herkömmlichen Energie betrieben werden können können. Gasthermen können mit Erdgas oder mit grünem Gas betrieben werden, Wärmepumpen mit Solarstrom oder Atomstrom. Der Unterschied liegt nicht in der Technologie, sondern im Energieträger. Was bei der Technologie jedoch einen enormen Unterschied macht, ist die Effizienz - also der Energieverbrauch. Hier macht sich auch gutes Fachhandwerk vom Installateur bemerkbar: Die Auswahl der Technologie, die richtige Dimensionierung laut Heizlastberechnung, die korrekte Einregulierung und das passende Wärmeabgabesystem - da braucht es das Know How von uns Installateuren. Dieses umfassende Know How stellen wir unser Kunden in der Beratung vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen gerne zur Verfügung. Es wäre somit höchst wichtig, dass neben dem Umstieg auf Holzheizungen und Wärmepumpen auch der Umstieg auf ein effizientes Brennwertgerät oder Hybridgerät das mit grünem Gas betrieben werden kann gewürdigt wird. Wenn man schon keine Förderungen schaffen will, dann zumindest als attraktiven steuerlichen Absetzbetrag für Wohnungs- und Hauseigentümer.“
Eingespieltes Team
Die Geschäftsführerin VÖK Dr. Elisabeth Berger freut sich auf die Zusammenarbeit und betont die Leistbarkeit der Heizung: „ Die Heizungsindustrie und das Fachhandwerk arbeitet schon lange an diesen vielen Themen eng zusammen und ich freue mich auf eine weitere Intensivierung dieser Zusammenarbeit. Wir sind zutiefst überzeugt, dass dezentrale Anlagen vor Ort und in der Verantwortung des Betreibers den geringsten Energieverbrauch generieren. Unsere Technologie ist eben keine Schönwetterangelegenheit, sondern muss im kalten Winter zuverlässig funktionieren und sollte tunlichst leistbar sein. Wir können uns die Zukunft schön rechnen mit Durchschnitten und Annahmen – aber am Ende des Tages kommt die Rechnung ins Haus geflattert. Es ist nicht ganz einfach den Spagat zwischen Leistbarkeit, Sicherheit und Ökologie zu finden – die Lösung wird wahrscheinlich nicht die reine Lehre, sondern ein Mittelding sein. Wenn wir aber weder Lust auf Blackout noch Klimawandel haben, dann sollten wir uns möglichst rasch für Technologie- und Energieträgervielfalt entscheiden – Hybrid ist vielleicht nicht nur in der Mobilität sondern auch im Wärmebereich eine gute Lösung – wenn auch in Österreich unbekannt und ungefördert.