Die Verunsicherung der Bundesbürger ist demzufolge recht hoch, und die Neigung zum „Vorsichtssparen“ wächst entsprechend. Neben der überbordenden Bürokratie sowie dem Fachkräftemangel bereiten die aktuellen Transformationsprozesse in Industrie und Handel vielerorts begründete Sorgen. Die europäische Heizungsbranche kann ein Lied davon singen, das mehrere Strophen hat. Nach den zwei Rekordjahren 2022 und 2023 kam es im laufenden Jahr zu einer regelrechten Vollbremsung über nahezu alle Wärmeerzeuger hinweg. Die Ursachen sind vielfältig und die Auftragslage dürfte auch im hiesigen Installations-Handwerk zunehmend sensibler werden.
Nun neigen wir im deutschsprachigen Raum bekanntlich zum Pessimismus, den wir gern mit sorgenvoller Schwarzmalerei garnieren. Dieser Zustand kann auch als Defaitismus bezeichnet werden. Er sorgt für eine gewisse Mutlosigkeit und führt im schlimmsten Fall zu ernsthaften Depressionen. Da scheinbar kaum eine Aussicht auf den Sieg besteht, resultiert daraus eine starke Neigung zum Aufgeben. Alles in Allem führt Defaitismus nicht zu der optimistischen Grundstimmung, die unsere Branche benötigt, um die Herausforderungen des Marktes sowie die Wärme- und Klimawende in positivem Sinne zu gestalten. Wir sollten deshalb die realen Chancen betrachten und uns die Stärken unserer Wirtschaftsnation bewusst machen, statt alles ins Negative zu rücken.
Zukunft kommt von Zuversicht
Hier ein paar Fakten, die optimistisch stimmen können: Der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde Mitte Oktober um 0,25 Prozent auf aktuell 3,25 Prozent abgesenkt. Das dürfte sich zunehmend positiv auf die Investitionsbereitschaft auswirken. Etwas Zuversicht zeigt sich auch wieder in der Stimmung bei den Unternehmen in Österreich. Im September 2024 lag der Geschäftsklimaindex saisonbereinigt bei -5,9 Punkten. Damit befindet sich der Index seit Juni 2023 im negativen Bereich, stieg zuletzt gegenüber dem Vormonat aber leicht an.
Laut Allianz Global Wealth Report 2024 liegt das Netto-Geldvermögen pro Kopf bei 70.410 Euro. Damit befindet sich Österreich auf Platz 17 der 20 reichsten Länder, knapp vor Deutschland. Im vergangenen Jahr hat das Geldvermögen der Bürger also wieder zugelegt. Die Inflationsrate lag laut Wifo im Oktober dieses Jahres bei 3,1 Prozent. Sie hat sich nach den Spitzenwerten in 2022 (8,6 Prozent) und 2023 (7,7 Prozent) damit also wieder auf ein verträgliches Niveau eingependelt.
Tatsächlich ist die Lage im Bausektor prekär; besonders im Hochbau. Österreichs Baubranche befindet sich in einer Anpassungsphase, die durch den Trend zur Nachhaltigkeit und die Digitalisierung (Anm.: Building Information Modelling) positive Einflüsse erfahren wird. Während der Neubau schwächelt, bietet der Sanierungsmarkt sowie der öffentliche Bereich weiterhin ordentliche Chancen. Mittel- bis langfristig wird der Bausektor vom Wohnraummangel genauso profitieren wie vom Sanierungsstau.
Hinzu kommt die staatliche Förderung zur thermischen Sanierung sowie für den Heizkesseltausch. Diese Aktionen wurden heuer extrem gut angenommen. Genau 95.725 Förderungsanträge wurden bis zum erwähnten Stichtag gestellt, mehr als dreieinhalbmal so viele wie im Vorjahr. Bis Ende 2025 laufen die aktuellen Förderaktionen noch und es ist recht viel Geld im Spiel. Mit Stand: 21. Oktober 2024 waren noch 936,3 Millionen Euro in den Töpfen jener Förderschienen, die über die Kommunalkredit Public Consulting abgewickelt werden, also die Sanierungsoffensiven für Betriebe, Gemeinden und Private. Zu Letzteren gehört auch die Aktion "Sauber heizen für alle", bei der bis zu 100 Prozent der Kosten übernommen werden.
Die Quintessenz
Es scheint eine typisch österreichisch/deutsche Mentalität zu sein mit dem Finger auf Behörden, Politiker bzw. den Staat zu zeigen, wenn gesellschaftliche und/oder wirtschaftliche Defizite erkennbar werden; Schwarzmalerei hilft uns gewiss nicht aus der Krise...
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Lesen Sie den ungekürzten Artikel auf Seite 8 der aktuellen Ausgabe 12/2024 (ab 05.12.)!