Die Forderung nach Flexibilität und Nachhaltigkeit betrifft viele Bereiche des Lebens, so auch den Wohnbau. Gleichzeitig ist es im Bauwesen notwendig, die Produktivität zu steigern, um der Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Daher rückte der energytalk am 29. März das Thema „Vorfertigung im Bauwesen“ in den Mittelpunkt, um zu klären, welche Vorteile und Herausforderungen Vorfertigung von der Planung über die Architektur bis hin zur Gebäudetechnik mitbringt.
„Um zukunftsweisenden Wohnraum sicherzustellen und die Arbeitsabläufe zu optimieren, braucht es neue Herangehensweisen im Bauwesen“, so die Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur GmbH) und Johannes Huber-Grabenwarter (ODÖRFER HAUSTECHNIK KG). Auch energytalk-Gast Landesrat Johann Seitinger sieht im Bereich des Wohnbaus noch Potential: „Es braucht neben angemessenen Förderungsmaßnahmen nachhaltiges und effizientes Bauen, um langfristig leistbares Wohnen gewährleisten zu können.“
Vorfertigung im Bauwesen bietet einen Lösungsansatz, wodurch nicht nur flexibler, nachhaltiger und leistbarer Wohnbau forciert, sondern auch die Produktivität in unterschiedlichen Projektphasen, von der Planung bis zur Gebäudetechnik, verbessert wird. Aus diesem Grund beleuchteten Experten das Thema beim energytalk von drei unterschiedlichen Perspektiven – aus der Sicht des Bauträgers, des Architekten und der Gebäudetechnik und gaben Einblicke in die Baustelle 4.0.
Holzbau roots – Deutschlands höchstes Holzhochhaus
Der High-End Holzbau roots in der Hamburger HafenCity ist nicht nur das höchste Holzhochhaus Deutschlands, sondern beeindruckt vor allem durch den raschen Baufortschritt: Denn das roots wächst alle drei Wochen um ein neues Geschoss. Ermöglicht wird dies unter anderem durch hoch lastabtragende Außenwände in vorgefertigter Elementbauweise.
„Der Produktivität im Bau des Holzhauses gehen komplexe, detaillierte Planungsabläufe voraus, welche den raschen Aufbau erst ermöglichen“, erklärte Andreas Wemmer, Projektleiter der Holzbauplanung der ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH. In seinem Vortrag erläuterte Andreas Wemmer die unterschiedlichen Planungsschritte – vom Tragwerksentwurf bis hin zur Planung von 3D-Wandelementen – und erklärte, inwiefern Planungsprozesse neu strukturiert werden müssen, damit der Bauprozess einwandfrei funktioniert.
Modulare Wohnkonzepte
Durch Kiubo entwickelte die ÖWG gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter und dem Kulmer Holzbau ein modulares Wohnkonzept. Die unterschiedlich kombinierbaren Holzmodule werden dafür in ein Stahlbetongerüst, welches über sämtliche Anschlüsse, wie Wasser, Strom und Kanal, verfügt, geschoben. „Durch die vorgefertigten Kiubo-Module werden revolutionäre Möglichkeiten geschaffen: So kann der Wohnraum je nach Bedarf flexibel vergrößert oder verkleinert werden und im Fall eines Umzugs können einfach die vollmöblierten Module übersiedelt werden“, erklärte Hans Schaffer, Vorstandsdirektor des ÖWG Wohnbau und Geschäftsführer Kiubo GmbH, einige der Vorteile des modularen Wohnkonzeptes. Das langfristige Ziel von Kiubo ist es, neue Städte und Regionen zu erschließen, um so Leben und Umziehen einfach und flexibel an die jeweiligen Lebensumstände anpassen zu können.
Myblock spart Zeit und Geld
Durch den Fachkräftemangel und die hohe Mitarbeiterfluktuation, fällt es vielen Unternehmen stetig schwerer, den hohen Qualitätsanspruch zu halten. „Durch die serielle Vorfertigung in der Halle, können wir mit myblock trotz der aktuellen Situation konstant die höchste Qualität garantieren. Durch das Trennen von Bauteilen ermöglichen wir außerdem bessere, ergonomischere Arbeitsbedienungen entlang der gesamten Herstellungskette“, so Stefan Schrenk, Geschäftsführer myblock. Doch serielle Vorfertigung bringt noch weitere Vorteile mit sich: Durch den hohen Vorfertigungsgrad wird Zeit auf der Baustelle gespart und die Abhängigkeit von Installateuren reduziert. Dabei können die myblock Badezimmer trotzdem an die Kundenwünsche angepasst und in jede mehrgeschossige Wohnanlage aus Holz eingebaut werden.
So unterschiedlich die Ansätze bei Vorfertigung im Bauwesen auch sind, so haben sie alle etwas gemeinsam: Neben Qualität und Produktivität stehen die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt. Denn durch Vorfertigung kann moderner Lebensraum geschaffen werden, welcher sich flexibel an die Lebensbedürfnisse anpasst und auch die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen maßgeblich verbessert.