Zentrale und dezentrale Trinkwassererwärmung unterscheiden sich zunächst einmal grundlegend, was die Erzeugung, das Speichern und das Verteilen des erwärmten Trinkwassers angeht. Während bei der zentralen Trinkwassererwärmung ein Heizsystem mitsamt Speichersystem für die Warmwasserbereitung zuständig ist, übernehmen bei dezentralen Systemen einzelne Wohnungsstationen das Bereitstellen von warmem Trinkwasser und – je nach Spezifikation – auch das Heizwärme-Management. Anhand eines Vergleiches eines 2-Leiter-Systems mit Wohnungsstationen mit einem herkömmlichen 4-Leiter-System mit zentraler Warmwasserbereitung lassen sich die Unterschiede anschaulich darstellen.
Hygiene das A&O
Typische Anwendungen, bei denen Betreiber bislang überwiegend auf zentrale Trinkwasserbevorratung gesetzt haben, sind größere Gebäude wie Mehrfamilienhäuser, Krankenhäuser oder Schulen mit hohem Warmwasserbedarf. Der Aufwand für die Planung, Installation und Wartung sind hier schon alleine für das Rohrnetz höher, weil zusätzliche Trinkwarmwasser- und Zirkulationsleitungen notwendig sind (4-Leiter-System). Hinzu kommt ein hoher Energiebedarf für Temperaturen im Gebäudeleitungsnetz zum Aufrechterhalten der Trinkwasserhygiene und damit verbundene, vergleichsweise hohe Bereitschafts- und Verteilverluste. Außerdem besteht bei Großanlagen in öffentlichen Gebäuden und Mehrfamilienhäusern für Betreiber und Inhaber des Gebäudes eine Untersuchungspflicht gemäß Trinkwasserverordnung TrinkwV. §14, um das Einhalten der Hygienevorgaben nachzuweisen.
Wärme puffern statt im Trinkwasser speichern
Demgegenüber stehen Systeme zur dezentralen Trinkwassererwärmung. Solche Wohnungs- oder Trinkwasserstationen sind auf bedarfsgerechtes Wärmemanagement ausgelegt und kommen hauptsächlich in Mehrfamilienhäusern, aber auch in kleineren Gebäuden sowie in Einfamilienhäusern zum Einsatz – also überall dort, wo der Warmwasserbedarf an verschiedenen Stellen unabhängig voneinander gedeckt werden kann. Aufgrund der systembedingten Trinkwassererwärmung im Durchfluss muss erwärmtes Trinkwasser nicht gespeichert werden. Das sorgt für eine dauerhaft hohe Trinkwasserqualität. Bei der dezentralen Wärmebereitstellung wird nach Möglichkeit komplett auf eine Zirkulation oder Bevorratung von erwärmtem Trinkwasser verzichtet. Es wird immer nur so viel Trinkwasser auf Zapftemperatur erwärmt, wie der Nutzer gerade benötigt. Die dazu erforderliche Energie wird nicht in Form von Trinkwasser, sondern in Pufferspeichern mit Heizungswasser als Medium gespeichert – nach Möglichkeit auch unter Einbindung von erneuerbaren Energien wie etwa Solarthermie. Damit entspricht das Konzept den Empfehlungen der DIN 1988-200, die dazu feststellt: „Ist eine Speicherung von Energie vorgesehen, sollte dies nicht im Trinkwasser erfolgen, sondern es ist der Technik der Energiespeicherung im Heizsystem, etwa über Pufferspeicher, den Vorzug zu geben.“