Die Vereinigung Österreichischer Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) feierte Ende September ihr 40-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung in Mondsee. Ein Anlass für einen kurzen Rückblick in eine bewegte Vergangenheit: Als Zeitzeugen berichteten ehemalige und aktuelle Vertreter der Vereinigung über die letzten Jahrzehnte.
Dr. Rudolf Tuppa, Werner Windhager, Ing. Johann Linsberger und Dr. Elisabeth Berger erzählten, wie wichtig und schwierig die Etablierung einer von gegenseitigem Respekt gekennzeichneten Gesprächskultur unter den Mitbewerbern war, wie sich die Aufgaben von der technischen Normung zur Mitarbeit in der europäischen Gesetzgebung erweitert haben, welche Rolle die VÖK bei der Gründung der Entwicklung der Energiesparmesse hatte und wie sich der Technologiemix im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Im Zuge der Veranstaltung sprach der „Gelbe“ u. a. mit Dr. Elisabeth Berger:
Gratulation zu 40 Jahren VÖK – was kommt in den nächsten 40 Jahren geplant/gewünscht auf Sie bzw. die Branche und die Industrie zu?
Berger: Vielen Dank – wer viel arbeitet, darf auch mal feiern. Es ist tatsächlich beeindruckend, dass es uns schon 40 Jahre gibt. Damals wurden noch Kessel und Brenner vom Installateur zusammengestellt, es gab Öl-, Gas- oder Feststoffkessel, fertig. Heute haben wir Wärmepumpen und Biomassekessel vom Feinsten, bieten immer mehr Plug-and-Play-Systeme und die Steuerung erfolgt unter Einbezug der Wetterprognose oder nach variablen Energiepreisen.
Allerdings werden wir auch in 40 Jahren noch ein Dach über dem Kopf brauchen und es darunter auch komfortabel haben wollen. Das Ende des fossilen Zeitalters und die Behebung der Konsequenzen wird wohl die Herausforderung werden. Wie bei vielen anderen Technologien werden wir kleinere, dezentrale Anlagen, die vermutlich zumindest teilautark sind, haben.
Wir werden uns in der Gebäudetechnik aber nicht nur mit Heizen und Warmwasser beschäftigen, sondern generell mit der Konditionierung der Gebäude, mit der Qualität der Innenraumluft und das im Einklang mit der Natur. Hier werden wir noch viel aufmerksamer und innovativer werden müssen. Wohin die Reise gehen könnte, haben Peter Piccotini und Anja Boisselet in ihrem Vortrag ja gut ausgeführt. Hier werden Pflanzen und Algen eine Rolle spielen, aber auch die Kernfusion mit ihren ungeheuren Möglichkeiten bietet viel Potenzial. Ich bin schon sehr gespannt, wohin die Reise gehen wird – wir stehen jedenfalls am Beginn einer ressourcenschonenderen Zeit, denn anders können die zehn Milliarden Menschen hier nicht überleben – und so viele werden wohl nicht auf den Mars auswandern wollen.
Ist Holz DAS Nachfolger-Medium nach Öl und Gas?
Berger: Holz, oder besser gesagt die Nutzung von Biomasse, wird sicher eine wichtige Rolle spielen. Einerseits muss in der Biomasse CO2 gespeichert werden, andererseits ist es mit Biomasse auch möglich, im Kreislauf mit der Natur zu leben – ob das dann in fester, flüssiger oder gasförmiger Form sein wird, ist dabei irrelevant. Wichtig ist, dass der Kreislauf geschlossen ist (also z. B. Algen Methan produzieren, welches energetisch verwendet und das CO2 wieder den Algen zum Wachstum zugeführt wird). Oder ob das Leben im Kreislauf mit der Natur durch die Nutzung von Holz erfolgt, wird die Zukunft weisen. Jedenfalls nutzt die Menschheit Holz seit der Steinzeit – und heute ist es immer noch beliebt. Meist strahlt es nicht mehr als Lagerfeuer, aber wir leben ja auch nicht mehr in Höhlen.
Die Förderungen dafür wurden in der PK am Mondsee angesprochen – was ist generell an der österreichischen Förderlandschaft positiv zu erwähnen? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
Berger: Die österreichischen Förderungen sind sehr großzügig, fokussieren aber auf bestimmte Technologien und nicht so sehr auf die eingesetzten Energieträger. Es ist aber jedenfalls der richtige Weg, Anreize zu setzten, um die Bürger des Landes dazu zu motivieren, die gewünschten Technologien zu kaufen und einzusetzen.
Wir würden uns wünschen, dass diese Anreize, wenn auch finanziell geringer, auch gesetzt werden, wenn nicht zu 100 Prozent auf die neue Technologie umgestellt werden kann. Hier sehen wir ein sehr großes Potenzial für Hybridanlagen – also ein Kessel mit einer Wärmepumpe, die bei Sonnenschein den PV-Strom vom eigenen Dach nutzt und in der Dunkelflaute durch den Kessel unterstützt wird.
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