Trinkwasserrohre aus Edelstahl

08.02.2021 | Installationstechnik, News, TOP Installationstechnik

Als Viega im Jahr 2015 auf der ISH Frankfurt erstmals das Rohr­leitungssystem Raxinox vorstellte, war das internationale Fach­publikum verwundert. Der Spezialist für Installationstechnik präsentierte das erste Edelstahlrohr für Pressverbinder, das sich von Hand biegen lässt. Das Ziel: insbesondere in hygienisch sensiblen Gebäuden der Gesundheitsversorgung die Trinkwasserverteilung einfach und wirtschaftlich vom Hausanschluss bis zu den Zapf­stellen aus dem langlebigen Werkstoff installieren zu können.

Seit der Premiere von Raxinox vor über fünf Jahren wurden in Österreich und weiteren Ländern zahlreiche solche Installationen realisiert. Ein Blick auf die verschiedenen Objekte zeigt, wann und unter ­welchen Voraussetzungen eine durchgehende Edelstahl-Installation tatsächlich Vorteile bietet.
In Hygienebereichen von Spitälern, Senioren- und Pflegeheimen dominiert aus gutem Grund der Werkstoff Edelstahl. Die Beständigkeit und optische Sauberkeit nicht rostenden Stahls unterstützt den Hygieneerhalt in ­Gesundheitseinrichtungen. „In vielen Fällen scheiterte es allerdings an der Wirtschaftlichkeit, Edelstahlrohre auch bis zur Zapfstelle zu verlegen. Nicht allein wegen der Material­kosten, sondern insbesondere aufgrund des hohen Montageaufwands“, berichtet Christian Rüsche, Geschäftsführer von Viega Österreich. „Der enge Austausch unserer Fach­leute für Heathcare-Anwendungen mit den Verantwortlichen der Gesundheitseinrichtungen war letztlich ein wesentlicher Treiber für die ­Produktentwicklung von Raxinox, des ersten Pressverbindungssystems mit einem bieg­samen Edelstahlrohr weltweit“, erläutert ­Rüsche. Das Rohr besteht aus einem hoch­wertigen, thermisch beständigen Kunststoffmantel und einem dünnwandigen, längs­geschweißten Edelstahlrohr. Damit verbindet Raxinox die hygienischen Vorteile von Edelstahl im Kontakt mit Trinkwasser mit den ­Vorzügen einer flexiblen Rohrleitung in ­puncto Verarbeitung. Ein breites Sortiment an Pressverbindern aus Edelstahl komplettiert das Rohrleitungssystem. Damit ist eine durch­gehende Rohrleitungsinstallation aus Edelstahl wirtschaftlich möglich; der Montage­aufwand in der Stockwerksverteilung ist identisch mit der Verlegung konventioneller ­Mehrschichtverbundrohre. Seit der Markt­einführung 2016 hat sich gezeigt, dass diese Innovation nicht nur im Healthcare-Bereich eine breite Anwendung findet, sondern auch im Objektbau. Die Gründe, warum Bauherren auf die durchgehende Rohrleitungsinstallation aus Edelstahl vom Hausanschluss bis zur Zapfstelle setzen, sind dabei vielschichtig.

Mit dem flexiblen Edelstahlrohr „Raxinox“ ergänzte Viega vor rund fünf Jahren das Edelstahl-Rohr­system Sanpress Inox.
Alle Bilder: Viega
Der Wirkkreis zeigt die entscheidenden Einfluss-
faktoren für den Erhalt der Trinkwassergüte,
unabhängig vom verwendeten Rohrwerkstoff.
Edelstahlleitung von der Rolle bis zur Zapfstelle: Dank Raxinox ist eine komplette Installation aus
diesem Werkstoff wirtschaftlich möglich.
Die Volksgartenstraße 15 gehört zu den ersten ­Adressen im Zentrum von Linz – früher als Verwaltungssitz, seit 2019 als komfortables Stadtquartier. Passend zum hohen Qualitätsstandard wurde die Trinkwasser-Installation bis zur Zapfstelle mit dem Edelstahlverbundrohr „Raxinox“ von Viega ausgeführt.

Hohe Durchströmung, niedrige Lebenszykluskosten
Die Steiermärkische Landeskrankengesellschaft (KAGes) veröffentlichte 2018 eine neue „Technische Richtlinie für die Planung, den Bau und den Betrieb zur Wasserversorgung und -aufbereitung“, um die Trinkwasser­hygiene in ihren Landeskrankenhäusern und Landespflegezentren abzusichern. Dazu ­gehört auch die Vorgabe, für Trinkwasserrohrleitungen Edelstahl einzusetzen – gerade für Stockwerksleitungen. Denn die Erfahrung zeigte, dass die in Spitälern häufig notwendigen thermischen Desinfektionsmaßnahmen bei einfachen Kunststoffrohren zu Lasten der Lebensdauer gehen. Zusätzlich wurden hohe Fließgeschwindigkeiten angestrebt, weil die Wasserdynamik ein wichtiges Element im Wirkkreis der Trinkwassergüte spielt.
Exakt passend zu den 2018 aktualisierten KAGes-Vorgaben wurden im gleichen Jahr im Neubau der „Station H1“ am Standort Graz durchgehend die Edelstahl-Pressverbindungssysteme von Viega installiert. Die Hauptverteilung besteht aus dem Edelstahlrohrsystem „Sanpress Inox“ und die Stockwerksverteilung wurde aus dem Edelstahlverbundrohr Raxinox in der Abmessung 20 ausgeführt. Speziell die niedrigen Widerstandsbeiwerte (Zeta-Werte) der Raxinox-Verbinder machten eine schlanke Dimen­sionierung möglich. „Je geringer das Wasservolumen im Rohrleitungsnetz ist, umso schneller erfolgt der Wasserwechsel im ­bestimmungsgemäßen Betrieb“, schildert Jörg Wiesbauer, Seminarleiter bei Viega ­Österreich den Hintergrund, warum druckverlustoptimierte Rohrleitungssysteme für die Trinkwasserhygiene so wichtig sind.
Wohnungs- und Objektbau: Lieferfähigkeit und Wirtschaftlichkeit überzeugt Bauherren
Die einfache und damit wirtschaftliche Installation von Edelstahlrohren bis zur Zapfstelle hat aber über die hygienisch ­besonders sensible Trinkwasserverteilung in Gesundheitseinrichtungen hinaus längst auch den Wohnungs- und ­Objektbau erreicht. Exemplarisch dafür steht das Quartier „Europacity River­side“, das 2018 in Berlin erbaut wurde. Auf einem rund 85.000 m2 großen Areal entstanden Geschäfts- und ­Büroflächen, Res­taurants, Hotels ­sowie 860 Mietwohnungen. Die wirtschaftliche Installa­tion von Raxinox mit der hohen Verfügbarkeit aller Installationskomponenten überzeugte den Bauherrn, durchgängig den Werkstoff Edelstahl für die Trinkwasserverteilung zu verwenden. Bei diesem Großprojekt spielte die Lieferfähigkeit von Viega für das Rohr­leitungssystem Raxinox eine ganz entscheidende Rolle. Denn für das gesamte Quartier war eine Bauzeit von nur 18 Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Übergabe einzuhalten. Allein bei den Gewerken Sanitär und Heizung arbeiteten bis zu 50 Installateure gleichzeitig und wurden auf der Baustelle von verschiedenen Großhändlern just in time mit den vielen tausend benötigten Installationsbauteilen beliefert.
Ein ähnliches Beispiel für die vollständige Trinkwasser-Installation aus Edelstahl im Wohnungsbau ist die Umnutzung eines alten Verwaltungsgebäudes zum modernen „Stadtquartier Volksgartenstraße 15“ in Linz.
Das Bauprojekt startete 2017 und begann mit einer vollständigen Entkernung. Auch die Stockwerksverteilung sollte in Edelstahl ­ausgeführt werden – nicht zuletzt, um sich gegen Schwankungen in der Wasserbe­schaffenheit des Versorgers abzusichern.  
„Durch unser flexibles Edelstahl-Rohr­leitungssystem ‚Raxinox‘ entstehen im Vergleich zu konventionellen Mehrschicht­verbundrohren keine Mehrkosten durch die Montage. Und auch die Materialkosten sind nicht zuletzt durch die Einsparung von Formteilen und durch die von Hand biegbaren ­Rohre kein Argument mehr. Von daher ist die Wirtschaftlichkeit absolut gegeben“, zieht ­Rüsche Bilanz. Und weiter: „Die Trinkwassergüte hängt von vielen Faktoren ab. Ein geeignetes Rohrleitungsleitungssystem ist dabei immer Teil eines umfassenden Konzepts, das zur Absicherung der Trinkwassergüte erforderlich ist. Ganz entscheidend ist die Planung ­einer hydraulisch abgestimmten und mit ­herstellerspezifischen Zeta-Werten berechneten Trinkwasserverteilung. Deshalb ist unser Selbstverständnis bei Viega, die vorhandene Expertise von Planern und Installateuren durch Spezialwissen, Softwaretools, Services und nicht zuletzt durch innovative Produkte wie ‚Raxinox‘ zu unterstützen.“ Auch Jörg Wies­bauer unterstreicht die große Bedeutung einer ganzheitlichen Trinkwasserkompetenz: „In den meisten Gesundheitseinrichtungen, unter anderem auch in dem KAGes-Neubau in Graz, werden zusätzlich automatische Viega-Spülsysteme installiert, um bei Nutzungsunter­brechungen den bestimmungsgemäßen ­Betrieb zu simulieren. Hier gibt es sehr unterschiedliche Lösungen, die exakt an die ­Nutzung und die Trinkwasserverteilung anzupassen sind.“

Diesen Beitrag finden Sie auch ab der Seite 50 der aktuellenAusgabe 1-2/2021!

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