Opbacher-Egger: „Wir sind gefordertinnovativ zu sein“

11.07.2025 | Branchenmeldungen

Das sechste unserer Gespräche dieser Serie führte uns nach Tirol zu Landesinnungsmeisterin Ing. Veronika Opbacher-Egger. Im Interview spricht sie die Themen an, die die Branche bewegen, vom Lehrlingsmangel bis hin zum Rückgang der Baukonjunktur. Was es jetzt braucht, sind Mut und Kreativität.

Die Zeiten waren schon einfacher, die Rahmenbedingungen, mit denen sich die Betriebe unserer Branche konfrontiert sehen sind nach wie vor herausfordernd. Veronika Opbacher-Egger zeigt sich trotzdem zuversichtlich, sie weiß um die Stärken der Betriebe, die sie gefordert sieht, kreativ zu sein.

Wie beurteilen Sie Chancen und Risiken des Jahres 2025?
Veronika Opbacher-Egger:
Das Jahr 2025 bietet eine Reihe von Chancen, insbesondere durch technologische Fortschritte und neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig birgt es aber auch Risiken.
Die Abschaffung von Förderungen stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Sie erfordert eine Neuausrichtung der Installateurbranche und eine Abkehr von der Fokussierung auf den Heizungstausch. Dies bietet jedoch auch Chancen zur Diversifizierung und zur Entwicklung neuer Geschäftsfelder.

Was sind die wichtigsten und größten Herausforderungen für Ihre Landesinnung in diesem Jahr?
Opbacher-Egger: Eine der größten Herausforderungen ist das Finden von qualifizierten Lehrlingen und Fachkräften. Der Fachkräftemangel ist ein branchenweites Problem, das sich direkt auf die Preisgestaltung und die Leistungsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen auswirkt. Darüber hinaus stellt der Mangel an Hilfsarbeitern eine weitere Herausforderung dar.

Zwischen Wirtschaftskrise und schwächelnder Baukonjunktur – wie wird sich Ihr Bundesland in diesem Umfeld entwickeln?
Opbacher-Egger:Tirol steht vor besonderen Herausforderungen. Durch das Fehlen von Bauten von privaten Bauträgern und die anhaltende Bautätigkeit der gemeinnützigen Bauträger zu niedrigen Preisen, erlebt das Bundesland einen Rückgang der Baukonjunktur. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen und nach Möglichkeiten suchen, die negativen Auswirkungen abzumildern.

Worauf kann sich die Branche freuen?
Opbacher-Egger:Trotz der aktuellen Herausforderungen gibt es auch Grund zur Freude. Die Neuausrichtung der Branche, weg von der Fokussierung auf den Heizungstausch hin zu neuen Geschäftsfeldern, eröffnet neue Möglichkeiten. Dies fordert uns heraus, innovativ zu sein und neue Lösungen zu finden, was letztendlich das Potenzial hat, die Branche zu stärken und zu erneuern.

Wie eng arbeitet Ihre Landesinnung mit anderen Bundesländern zusammen, bzw. was kann man bei einem Blick über den Tellerrand lernen?
Opbacher-Egger:Die Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern ist sehr eng und wertvoll. Im Rahmen der Bundesinnungsausschusssitzungen haben wir die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsame Herausforderungen zu diskutieren. Ein Blick über den Tellerrand hinaus ermöglicht es uns, von den Erfahrungen und Best Practices anderer zu lernen und diese in unsere Arbeit zu integrieren.

Gibt es Vernetzungen mit anderen Innungen, wie zum Beispiel Metaller, Rauchfangkehrer oder Fliesenleger?
Opbacher-Egger: Ja, wir sind Teil der ARGE Bau in Tirol und pflegen eine enge Zusammenarbeit mit anderen Innungen. Im Jänner planen wir eine gemeinsame Veranstaltung, die den Austausch und die Zusammenarbeit weiter fördern soll.

Wie wichtig sind Förderungen für die Branche?
Opbacher-Egger: Förderungen spielen eine entscheidende Rolle für die Branche. Sie beeinflussen oft die Entscheidungen der Endkunden und können dazu beitragen, die Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen oder Produkten zu steigern. Ohne sie könnte es für viele unserer Mitgliedsunternehmen schwierig werden, wirtschaftlich zu bleiben.

In welchem Bereich sehen Sie besonderen Förderbedarf? Was wünschen Sie sich diesbezüglich von der neuen Bundesregierung?
Opbacher-Egger: Ich sehe einen besonderen Förderbedarf im Bereich der Ausbildung und Weiterbildung. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, ist es wichtig, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren und ihnen attraktive Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen. Daher würde ich mir wünschen, dass die Bundesregierung in diesem Bereich mehr Unterstützung leistet.

Der Lehrlingsmangel beschäftigt die Branche seit vielen Jahren, durch welche Strategien ließe sich gezielt gegensteuern?
Opbacher-Egger: Der Lehrlingsmangel ist ein komplexes Problem, das eine Vielzahl von Strategien erfordert. Eine Möglichkeit besteht darin, die Attraktivität des Lehrberufs zu steigern und das Image des Handwerks zu verbessern. Hierzu könnten gezielte Werbemaßnahmen und Informationskampagnen beitragen. Der Lehrberuf ist nicht perse „dreckig“.
Bei Burschen liegt die Lehre zum SHKL-Technikern immerhin unter den Top 10, bei Mädchen findet sie nahezu kein Interesse.

Welcher Maßnahmen bedarf es um junge Frauen von der Ausbildung und den Berufen zu begeistern?
Opbacher-Egger: Um junge Frauen für die Branche zu begeistern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören Informations- und Werbekampagnen, die speziell auf Mädchen zugeschnitten sind, sowie Programme wie „FIT – Frauen in die Technik”, die Mädchen und junge Frauen ermutigen, technische Berufe zu ergreifen. Darüber hinaus können Vorbilder wie Julia Kircher eine wichtige Rolle spielen, um zu zeigen, dass Frauen in der SHKL-Branche erfolgreich sein können.

Aus Ihrer Erfahrung: wo sehen Sie die Hürden für Frauen?
Opbacher-Egger: Eine der größten Hürden für Frauen in der Branche ist das vorherrschende Stereotyp, dass Handwerksberufe „Männerberufe” sind. Dies führt dazu, dass Frauen oft unterschätzt und nicht ernst genommen werden. Es ist daher wichtig, dieses Stereotyp zu bekämpfen und zu zeigen, dass Frauen in der SHKL-Branche erfolgreich sein können.

Die Lehrlingsausbildung steht vor einer großen Reform, wie beurteilen Sie die Neuerungen?
Opbacher-Egger: Aus Tiroler Sicht ist das keine Reform zu unseren beziehungsweise zu Gunsten des SHKL-Lehrberufs. Meiner Meinung nach und auch nach Meinung der Tiroler Landesinnung, inklusive des Berufsschuldirektors war die Beibehaltung der vier Jahre Lehrzeit wünschenswert. Wir haben uns hier auch bundesweit sehr stark gemacht, sind aber auf viele Gegenwehr gestoßen.

Wie handhaben Sie die Lehrlingssuche und -Ausbildung in Ihrem Unternehmen?
Opbacher-Egger: In unserem Betrieb haben wir einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich um die Lehrlingssuche und -ausbildung kümmert. Wir bieten vier verschiedene Lehrberufe an und legen großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Darüber hinaus bieten wir unseren Lehrlingen eine Reihe von Zusatzleistungen, wie zum Beispiel Teamevents und eine eigene Lehrlingswerkstatt.

Welche Bedeutung für den Installateur haben Fachmessen aus Ihrer Sicht? Was muss eine B2B Fachmesse „können“ um das nötige Interesse in Ihrer Branche zu finden?
Opbacher-Egger: Fachmessen sind für Installateure von großer Bedeutung. Sie bieten eine Plattform für den Austausch von Informationen und Erfahrungen, das Knüpfen von Kontakten und das Entdecken neuer Produkte und Technologien. Eine erfolgreiche B2B-Fachmesse muss in der Lage sein, aktuelle Trends und Innovationen zu präsentieren, Networking-Möglichkeiten zu bieten und einen Mehrwert für die Besucher zu schaffen..

Abschließende Worte?
Opbacher-Egger: Trotz der aktuellen Herausforderungen bin ich zuversichtlich, dass wir diese meistern können. Mit Kreativität, Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit können wir neue Chancen erkennen und nutzen. Ich freue mich auf die Zukunft.
Herzlichen Dank für das Gespräch!

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