(c) Anton Berger
Lieber Herr Berger, Sie übernehmen die Funktion des Bundesinnungsmeisters in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Anton Berger: Die aktuelle Lage ist eigentlich nicht so schlecht, denn die Prognosen zeigen eindeutig eine weitere Verbesserung auf und auf dieser Kurve befinden wir uns bereits. Natürlich könnte es besser sein, aber das ist ja immer so – dass eine Steigerung möglich wäre. Ich glaube aber, dass uns die Situation Zeit gibt um über die Orientierung für die Zukunft nachzudenken. Im kompletten Stress verliert man da oftmals die Perspektive und glaubt, dass ähnlich dem „Schlaraffenland”, die „Aufträge so bei der Tür reinflattern”.
Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen für die Branche?
Berger: Arbeitskräfte in dem geforderten Maß auszubilden, dass sie den Anforderungen der Branche gerecht werden. Das heißt ein wenig loslösen vom bisherigen Standard und auch zusätzliche Trainings für Lehrlinge anbieten – die das eben brauchen. Unsere Generation erzieht diese Jugendlichen und lernt ihnen das, was sie eben bei Lehrantritt können. Und wenn das nicht reicht, dann bitte nicht den Jugendlichen die Schuld in die Schuhe schieben – sondern WIR sollten uns bei der Nase nehmen um die Situation zu verbessern.
Inwieweit kann die Bundesinnung ihre Mitglieder bei der Bewältigung dieser Herausforderungen konkret unterstützen?
Berger: Wir können, so bin ich fest überzeugt, dabei einen wesentlichen Beitrag leisten. Mein Ziel ist es über eine noch nie da gewesene Qualität in der Kommunikation mit den Landesinnungen und den dortigen Assistenzen und Geschäftsführern die Kräfte zu bündeln und die Qualität und Intensität zu pushen. Ideen aus einem Bundesland sollten allen anderen zur Verfügung gestellt werden, sodass nicht in jedem Bundesland alles neu erfunden werden muss. Das sollte Ressourcen und Kosten sparen und somit Kapazitäten für neue Aufgaben hervorbringen. Es geht aber auch darum seitens der Bundesinnung österreichweit Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Planbarkeit zulassen.
Wie steht es um die Modernisierung der Lehrlingsausbildung, die Ihr „Vorgänger” Manfred Denk initiiert hat. Wann ist mit der Einführung zu rechnen? Gibt es noch Hürden zu nehmen?
Berger: Die Modernisierung der Lehrlingsausbildung ist im Gange und liegt derzeit bei der Begutachtung. Um hier all jene mitzunehmen, die das auch umsetzen müssen, wird intensiv auf die Landesinnungen und die jeweiligen Landesberufschulen zugegangen um die Ausbildungspläne (laut Rahmenlehrplan) zu erarbeiten und diese dann auch abzustimmen. Es sollte dabei jedes Bundesland und auch jede Berufschule Gehör finden. Das wird zwar kein einfacher Weg – aber das schreckt uns natürlich nicht ab. Es ist eben eine komplexe Aufgabe, die bis Dato unterschiedlichen Praktiken der einzelnen Landesberufschulen mit der neuen Ausbildungsordnung abzugleichen. Wir werden aber auch das schaffen und es werden letztendlich alle damit zufrieden arbeiten können.
Welche Themen sind für Sie in Ihrer neuen Funktion daneben prioritär? „Heiße Eisen” gibt es ja zur Genüge…
Berger: Einige Themen wurden ja bereits zuvor angesprochen – aber ergänzend ist natürlich die Decarbonisierung und damit einhergehend auch die Förderlandschaft von großer Bedeutung. Hier plädiere ich einzig auf Planbarkeit, Planbarkeit und nochmals Planbarkeit. Dieses Stop-and-Go der letzten Zeit ist eine kleine Katastrophe und wird uns leider von der Politik auferlegt. Die Förderschiene A lässt man einfach auslaufen und wacht dann auf, erkennt, dass man vergessen hat weiter zu denken (?) und hat keinen Plan B erarbeitet. Das ist nicht zumutbar und das kann auch kein Gewerbetreibender so machen – oder aber er überlebt es wirtschaftlich nicht. Die Politik kann hier einiges von der Wirtschaft lernen – und diesen Lernprozess dürfen sie bitte gerne auf Bundesebene, aber auch auf Landesebene starten!
Apropos Förderungen: Wissen Sie vielleicht schon Näheres zu den Förderungen, die mit Herbst ins Leben gerufen werden sollen?
Berger: Zum heutigen Interviewtag sind bis zu mir leider noch keine konkreten Infos durchgedrungen – diese werden wir sobald sie eintreffen gerne kommunizieren!
Wo steht die Branche Ihrer Meinung nach heute in Hinsicht auf die Digitalisierung? Inwieweit kann die Bundesinnung ihre Mitglieder dabei unterstützen die fortschreitende Digitalisierung für sich zu nutzen?
Berger: Ohne Digitalisierung gibt es keine wirtschaftliche Zukunft. Auch wenn es der eine oder andere nicht wahr haben möchte. Wir stehen ständig im internationalen Wettbewerb und da gehört das eben dazu. Die Digitalisierung wird uns helfen teilweise Fachkräftemangel zu kompensieren und da hoffe ich ganz stark auch auf die KI – um hier den ungemein hohen Anforderungen an Administration und Dokumentation gerecht zu werden und das somit kostenmäßig auch stemmen zu können.
Wo wollen Sie – darüber hinaus – Schwerpunkte setzen?
Berger: Die Branche nicht nur über die Ausbildungsordnung zu attraktivieren, sondern auch über Imagewerbung. Wir haben das Glück in der tollsten Branche arbeiten zu können und das sollten die Anderen auch wissen. Wir haben das große Glück sinnstiftende Tätigkeiten ausführen zu können und das gehört kommuniziert. Imagewerbung kann nie genug sein – und deshalb müssen wir ständig daran arbeiten!
Abschließende Worte?
Berger: Liebe Kollegen, liebe österreichische Installateure! Ich freue mich über das Vertrauen, welches mir ausgesprochen wurde und möchte mich intensiv für das Wohl der Branche einsetzen. Dazu braucht es aber auch Euch! Ohne Eure Mithilfe und ohne Euer Feedback sind wir nur halb so erfolgreich. Denn vergesst nicht, wir siegen immer gemeinsam(!!).
Herzlichen Dank für das Gespräch!