(c) Markus Redl
Lieber Herr Redl, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage? Wo liegen die Chancen und Risiken für unsere Branche im zweiten Halbjahr?
MARKUS REDL: In den letzten Umfragen haben nur 19 Prozent der Betriebe die Geschäftslage mit „gut“ beurteilt, Anfang 2024 waren das noch 35 Prozent Die Hälfte der Betriebe beurteilt die Geschäftslage mit saisonüblich. Aus meiner Sicht ist die aktuelle Fördersituation zum Kesseltausch und die damit verbundenen Unsicherheit unerfreulich. Wir hoffen und fordern auch im Sinne der Konsumenten eine gute Lösung von der Regierung zur Verlässlichkeit und Planbarkeit von zukünftigen Kesseltauschförderungen. Hier sollte mehr Augenmerk auf eine langfristige Lösung und nicht nur auf die Höhe der Förderung gelegt werden. Bis zu einer bundesweiten Lösung werden wir in Oberösterreich einen Impuls zur Bewerbung von Badsanierungen setzen, um auch dieses Thema nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die Landesinnung in den nächsten sechs Monaten?
REDL: Nach aktuellen Umfragen sind in Oberösterreich für nahezu Zweidrittel der Mitglieder die Top-Herausforderungen immer noch der Fachkräftemangel, die Bürokratie und die Arbeitskosten. Als steigendes Problem ist derzeit die Preiskonkurrenz zu nennen, die mehr als die Hälfte der Betriebe als Herausforderung nennt.
Zwischen Wirtschaftskrise, schwächelnder Baukonjunktur, steigender Inflation? – wie wird sich Ihr Bundesland in diesem Umfeld entwickeln?
REDL: Nach aktuellen Umfragen in Oberösterreich planen lediglich 31 Prozent der Betriebe, im Jahr 2025 Investitionen vorzunehmen. Nur 15 Prozent rechnen mit höheren Investitionen als im Jahr 2024. Ich glaube, dass hier die Bundesregierung gefordert ist um mit Maßnahmen zur Konjunkturbelebung die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Was braucht es Ihrer Meinung nach um die Baukonjunktur wieder in Schwung zu bringen?
REDL: Aus meiner Sicht braucht es einerseits Investitionsanreize, wie zum Beispiel einen höheren Investitionsfreibetrag oder ein Konjunkturprogramm der öffentlichen Hand. Anderseits ist es jedoch auch von großer Bedeutung die Grundstimmung in der Bevölkerung wieder zu verbessern und dadurch private Investitionen zu steigern. Man muss hier auch aufpassen, dass man die Verunsicherung der Bevölkerung nicht noch weiter steigert. Ein Beispiel hierfür ist die KIM-Verordnung, welche im Sommer ausgelaufen ist und gleichzeitig fordert die FMA die Banken auf, die Kriterien auch weiterhin einzuhalten.
Worauf kann sich die Branche freuen?
REDL: Ich hoffe auf eine neue Fördersituation ab 2026, die sowohl den Betrieben als auch den Konsumenten verlässliche Rahmenbedingungen liefert und die Planbarkeit für alle zurückbringt.
Wie eng arbeitet Ihre Landesinnung mit anderen Bundesländern zusammen, bzw. was kann man bei einem Blick über den Tellerrand lernen?
REDL: Die bundesländerübergreifende Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Ich treffe meine Kollegen zumindest zweimal im Jahr, bei diesen Besprechungen gleichen wir die Erfahrung und Forderungen ab und entwickeln bundesweite Maßnahmenpläne, die unter Federführung des Bundesinnungsmeisters umgesetzt und abgearbeitet werden. Die vielen Aufgaben, von der Besetzung der Normenkomitees über die Weiterentwicklung der Ausbildungsordnungen und des Prüfungswesens bis hin zu Werbekampagne wären ohne diese bundesweite Zusammenarbeit gar nicht schaffbar.
Gibt es Vernetzungen mit anderen Innungen (Metaller, Rauchfangkehrer, Fliesenleger etc.)? Wenn ja, welche?
REDL: Natürlich gibt es immer eine Abstimmung der Forderungen und einen Interessenausgleich mit meinen Kollegen. Nur wenn man mit gemeinsamer starker Stimme spricht, wird man von der Politik usw. gehört. Beispielsweise stimmen wir die Stellungnahmen bei Änderungen in oberösterreichischen Gesetzen im Bereich der Heizungstechnik immer mit den Rauchfangkehrern ab. Es gibt aber auch regelmäßige Gespräche mit den Vertretern der Fliesenleger und der Elektrotechniker. Außerdem tauschen wir uns auch innerhalb der Sparte Gewerbe und Handwerk immer wieder zu Themen aus, welche die unterschiedlichen Innungen betreffen.
Förderungen gelten als unverzichtbar um die Wärmewende zu realisieren. Wie stehen Sie zu Förderungen? Was wünschen Sie sich diesbezüglich von der Bundesregierung?
REDL: Keine Überförderung, die dann nur kurz leistbar ist und nur zu Verwerfungen führt. Ich fordere seit Jahren einen nachhaltigeren Ansatz, also eine realistische Förderhöhe und eine möglichst langfristige Planbarkeit für alle Beteiligen. Besonders wichtig ist in dem Zusammenhang eine einfache und schnelle Förderabwicklung!
Der Lehrlingsmangel beschäftigt die Branche seit vielen Jahren, durch welche Strategien ließe sich gegensteuern? Gibt es dazu Initiativen Ihrer Landesinnung?
REDL: Ja, wir setzen hier viele Maßnahmen und nehmen ehrlich gesagt auch sehr viel Geld dafür in die Hand. Wir besuchen zum Beispiel flächendeckend in ganz Oberösterreich die Mittelschulen und stellen unseren Beruf vor. Bei über 100 Schulen, die wir jährlich besuchen, erreichen wir einen großen Teil der Zielgruppe sehr direkt. Weiters setzen wir auf die Bewerbung des Berufs in den Sozialen Medien. Man kann dazu stehen wie man will, pragmatisch gesehen muss man aber auf den Kanälen präsent sein, die die Jugendlichen konsumieren. Weiters betreiben wir einen großen Messestand bei der jährlichen Messe Jugend & Beruf mit lebender Werkstatt, bei der jeder Interessierte ein kleines Werkstück anfertigen kann. Dazu kommen noch TV-Spots, Radiowerbung, Lehrberufskampagnen auf Landes- und Bundesebene. Man kann also sagen, wir „schießen aus allen Rohren“, weil uns bewusst ist, dass unsere Betriebe auf lange Sicht einfach gute Leute brauchen. Mir ist es auch persönlich ein sehr großes Anliegen den Stellenwert der Lehre auch weiterhin zu heben, denn gerade im Bereich des Gewerbes und Handwerks werden wir in Zukunft viele sehr gut ausgebildete Fachkräfte benötigen.
Die Lehrlingsausbildung steht vor einer großen Reform, wie beurteilen Sie die Neuerungen?
REDL: Ein schwieriges Thema. Klar ist, dass Handlungsbedarf besteht, weil das derzeitige System und insbesondere die Spezialmodule nicht mehr passen und an den aktuellen Stand der Technik bzw. an den Bedarf der Betriebe angepasst werden muss. Schon beim Bedarf der Betriebe gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte unter den Mitgliedsbetrieben. Die Herausforderungen sind jedenfalls groß und reichen von der Umsetzbarkeit in den Berufsschulen bis hin zu den vorhandenen Ausbildungsberechtigungen in den Betrieben. Aus meiner Sicht ist das eines der komplexesten Themen, die wir derzeit am Tisch haben, und es wird von allen Seiten viel guten Willen und Engagement brauchen, um das Thema ins Laufen zu bringen.
Wie handhaben Sie die Lehrlings-Suche und -Ausbildung in Ihrem Unternehmen?
REDL: Wie bereits oben erwähnt, ist die Lehrlingsausbildung für mich eine Herzensangelegenheit. Wir haben schon sehr früh mit der Ausbildung von Lehrlingen begonnen und versuchen auch uns ständig in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Wir betreiben beispielweise eine eigene Lehrwerkstätte bei der die Jugendlichen, bevor sie auf die Baustelle kommen, schon den Umgang mit Werkzeugen, Sicherheitsvorschriften, uvm. lernen. Natürlich sind wir auch auf allen Social-Media-Kanälen vertreten, um so das Interesse der Jugendlichen zu wecken. Alles in Allem versuchen wir in unserem Betrieb die Jugendlichen für unseren Beruf zu begeistern und so die Fachkräfte für morgen auszubilden.
Welche Bedeutung haben Fachmessen für unsere Branche Was muss eine B2B Fachmesse heute „können“ um das nötige Interesse zu finden?
REDL: Meiner Meinung nach haben Fachmessen eine sehr große Bedeutung, weil man hier über Neuigkeiten informiert wird. Gleichzeitig trifft man auch andere Branchenkollegen und kann sich mit Ihnen austauschen. Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, dass man bei Fachmessen auch wirklich Neuigkeiten der Branche präsentiert, denn dadurch weckt man das Interesse der Gewerbetreibenden. Man muss aber auch weiterhin den Austausch zwischen den Ausstellern und den Fachbesuchern fördern, weil auch dies ein wesentlicher Faktor für den Erfolg einer Messe ist.
Abschließende Worte?
REDL: Alles in Allem glaube ich, dass die Zukunft unserer Branche grundsätzlich eine sehr gute ist, aber auch wir müssen uns auch den aktuellen Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, schleppende Konjunktur, Digitalisierung etc. stellen und hier Lösungen gemeinsam mit unseren Mitgliedsbetrieben erarbeiten.
Herzlichen Dank für das Gespräch!