Lüftung als Stiefkind?

10.04.2013 | Klima / Lüftung

Während in den letzten Jahren Qualität und Wirkungsgrad von Lüftungsanlagen optimiert wurde, sieht Lüftungs-Profi Ing. Robert Höller noch Verbesserungsbedarf bei Themen wie Montagetechnik, Luftverteilkomponenten und reinigungsfreundlichen Luftkanälen.

Heuer feiert Ing. Robert Höller sein 20 Jähriges Firmenjubiläum. Nach Abschluss der HTL Pinkafeld hat sich der Unternehmer auf Lüftungs- und Klimaanlagen sowie Wasseraufbereitung spezialisiert und seinen Betrieb in Wöllersdorf bei Wr. Neustadt gegründet. Er beschäftigt neun MitarbeiterInnen. Seine Auftraggeber sind Architekten, Planungsbüros, Baufirmen aber auch Installateure. Sie nutzen seine langjährige Erfahrung als Lüftungstechniker. Er sorgt für fachgerechte Planung und Ausführung der Lüftungsanlagen von Passivhäusern, Niedrigenergiehäusern, von Geschäftslokalen oder gewerblichen Küchen. Im Gespräch mit „Der österreichische Installateur“ spricht er über die Entwicklung der Lüftungstechnik, nicht eingehaltene Brandschutzbestimmungen und über seinen Lebenstraum – dass die Lüftungstechnik den gleichen Stellenwert bekommt wie Heizung und Sanitär.

Herr Ing. Höller, wenn Sie die letzten Jahre zurückblicken, wie hat sich die Nachfrage betreffend Lüftungs- und Klimaanlagen geändert?
HÖLLER: Eine deutliche Steigerung der Nachfrage gibt es in den letzten Jahren im privaten und kommerziellen Wohnbau. Die Ursachen hierfür sind sicher die verstärkte Errichtung von Niedrigenenergiehäusern und die staatlichen Förderungen. Die Klimatisierung von Büros hat in letzter Zeit auch immer mehr Nachfrage gefunden. In Industrie und Gewerbe richtet sich der Bedarf an Klima- und Lüftungsanlagen nach den gesetztlichen Rahmenbedingungen die eben für die diversen Gebäude verlangt werden. Die Gesetzesauflagen haben sich in den letzten zwanzig Jahren sicher verschärft. In öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel Krankenhäuser, Amtgebäude oder Schwimmbäder ist die Nachfrage ziemlich konstant geblieben.

Wie hat sich das technische Angebot in den letzten Jahren seitens der Industrie geändert?
HÖLLER: Die Anlagen haben betreffend Energieverbrauch, Wirkungsgrad und Qualität sicher Verbesserungen erfahren. Auch hier liegen die Ursachen in den gesetztlichen Vorgaben. Betreffend Montagetechnik habe ich keine wesentlichen Erleichterungen bemerkt. Hinsichtlich Steuerungstechnik gibt es zwei Gruppen von Kunden. Die einen geben sich mit einem Dreistufen-Schalter zufrieden. Die anderen bevorzugen eine elektronische Regelung mit Einbindung in die Gebäudeleittechnik. 

Welche Kardinalfehler werden bei der Errichtung von Lüftungsanlagen immer wieder gemacht? 
HÖLLER: Die Kunden beschweren sich oft über zu laute Anlagen und lästige Zugerscheinungen. Die Ursachen liegen in der falschen Dimensionierung der Schalldämpfer. Zu enge Leitungsquerschnitte führen unweigerlich zu erhöhten  Strömungsgeschwindigkeiten mit entsprechendem Geräuschpegel. Ebenso wie eine Heizungsanlage vor Übergabe an den Kunden eingeregelt gehört,   muss auch die Luftmenge einer Lüftungsanlage eingeregelt werden. Während in der Heizungstechnik moderne Strangregulierventiele zur Verfügung stehen, arbeitet die Lüftungstechnik mit relativ primitiven Drosselklappen. Der Einsatz der besseren Irisblenden ist etwa drei Mal so teuer un dwill von den Aufraggebern ncht investiert werden. Kleine und falsch dimensionierte Luftauslässe führen noch zusätzlich zu unangenehmen Zugerscheinungen.
Ich habe Lüftungsanlagen gesehen, da könnte man meinen, in Österreich gibt es keine Brandschutzbestimmungen, wirklich zum fürchten. Wenn es in so einem Fall zu einem Brand kommt, nützt die beste Feuerversicherung nichts. Mangels Einhaltung von Brandschutzbestimmungen kann sich die Versicherung bekanntlich schadlos halten bzw. eine Teillast an den  Eigentümer bzw. Nutzer der Immobilie abwälzen. Alle diese Mängel lassen sich immer auf falsche Planung und mangelnde Erfahrung der ausführenden Professionisten zurückführen. Es gibt leider immer wieder Anbieter von Lüftungsanlagen, die sich zu wenig mit der Materie auseinandersetzen. Bei Ausschreibungen macht auch meistens der Billigstbieter das Rennen und nicht der Bestbieter.

Wie steht es um den Service der Lüftungs- und Klimaanlagen?
HÖLLER: Wenn ich zu zehn errichteten Anlagen einen Servicevertrag anbiete, so kann ich etwa zwei Kunden von der Sinnhaftigkeit der fachgerechten Nachbereuung wie Filterwechsel, Innenreinigung oder Überprüfung nach den Brandschutzbestimmungen überzeugen. Ich werde manchmal zu Lüftungsanlagen gerufen, bei denen über viele Jahre hindurch kein Service gemacht wurde. Die verschmutzen Luftfilter sind zerrissen. In weiterer Folgen werden auch die Wärmetauscher komplett verunreinigt und die ganze Lüftungsanlage schadet mehr als sie nutzt. Leider gibt es aus technischer Sicht zu wenig praktikable Möglichkeiten, die Luftkanäle mit minimalem Aufwand zu reinigen. Hier ist die Industrie noch gefordert, servicefreundliche Luftverteilkomponenten auf den Markt zu bringen.

Wie leicht oder schwer ist es Mitarbeiter zu finden?
HÖLLER: Es ist sehr schwer kompetente Mitarbeiter zu finden. Die Lüftungs- und Klimatechnik war schon immer ein Stiefkind der Haustechnik. Doch im Zuge der immer weiter verbreiteten Niedrig- und Passivhaustechnologie wird die kontrollierte Wohnraumlüftung immer mehr nachgefragt. Ich glaube, ich werde es noch erleben, dass die Lüftungs- und Klimatechnik den gleichen Stellenwert erlangen wird wie die Heizungs- und Sanitärtechnik.

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