Editorial 3-4/16

08.04.2016 | News

Prince Charles sammelt Rabattmarken. Oder kauft teuer, wer billig kauft?

Ich kaufe ganz gerne mit Stammkundenrabatt. Wenn ich jahrelang verlässlicher Abnehmer bin, dann finde ich es nur fair, wenn ich ein bisschen weniger zahle als Hinz oder Kunz, die grad zufällig von der Straße hereingeschneit kommen. Oder einer, der den Lieferanten mal ausprobiert und dieser noch keinerlei Garantie hat, ob der Neukunde auch wirklich pünktlich zahlen wird. Oder ob der überhaupt jemals wiederkommt.
Ich kaufe aber auch ganz gerne mit Neukundenrabatt. Wenn mich ein Anbieter von meinem bisherigen Haus- und Hof-Händler weglocken will, halte ich es für völlig richtig, dass er mich mit ein ­bisserl besseren Preisen zu ködern versucht. Denn was habe ich für Garantien, dass ich auch zufrieden sein werde und ich mich auf den neuen Geschäftspartner verlassen kann? Da hilft es bei der Entscheidungsfindung schon sehr, wenn ich etwas weniger ­zahle als einer, der bloß zu faul oder zu wenig klug ist, sich am Markt umzuschauen.
Ich kaufe ebenso gerne mit Sonderrabatt. Die Konzerne verdienen doch ohnehin genug an mir. Wenn ein Händler also mit einem Lieferanten irgendeine Aktion startet, will ich dabei sein. Ob ich Produkt X jetzt von der Marke Y oder der Marke Z nehme, ist ja egal, wenn mir dafür mehr im Börserl bleibt. Wieso soll ich etwas herschenken? Da geht es ums Prinzip. Selbst Prince Charles ­sammelt Rabattmarken, habe ich mir sagen lassen. Und der hat an sich ein fettes royales Börserl.
Ich kaufe aber genauso gerne ohne jeden Rabatt. Weil ich doch ­ohnehin genau weiß, was ich will. Und wenn ich weiß, von wem ich das in genau der Qualität bekomme, die ich haben möchte – wozu dann noch kostbare Arbeits- und Lebenszeit dafür verschwenden, nur um ein paar Cent Nachlass zu verhandeln? Oder sich auf Abenteuer mit unbekannten Lieferanten und mit Waren von erst zu prüfender Güte einlassen? Wer billig kauft, kauft teuer.
Bevor Sie jetzt käuferseitige Schizophrenie bei mir diagnostizieren, was ich Ihnen nicht verdenken könnte, überlegen Sie mal: Wie agieren Sie als Kunde? Kann es sein, dass auch Sie hie und da dazu neigen, emotionale Kaufentscheidungen nachträglich zu rationalisieren? Nein? Entschuldigung, dann habe ich Sie selbstverständlich völlig falsch eingeschätzt. Es ist nur, weil ich manchmal den Eindruck habe, dass in dieser Branche über alltägliche rationale Vorgänge wie eben Verkaufsprozesse, Messebesuche oder gar die Wahl von Vertriebswegen extrem emotional diskutiert wird. Oder auch umgekehrt: Dass solche zutiefst emotionalen Vorgänge ausschließlich rational analysiert werden. Wenn Sie auch das anders sehen: Nochmals Entschuldigung. Und ich wünsche Ihnen ebenso viel Erfolg beim Verkaufen wie beim Einkaufen!

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