Verbrauch fester Biobrennstoffe in Österreich von 2007 bis 2017
Quelle: BIOENERGY 2020+
Die Marktentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie wurde im Jahr 2017 gleichsam von hemmenden und fördernden Faktoren beeinflusst. Die anhaltend niedrigen Preise fossiler Energieträger, geringe Sanierungsraten, verhaltene Signale aus dem Bereich der energiepolitischen Instrumente und der Wettbewerb unter den Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie selbst wirkten diffusionshemmend, während das allgemeine Wirtschaftswachstum, die gestiegenen Privatausgaben aber auch die Witterung diffusionsfördernd wirkten. Vor diesem Hintergrund kann für das Jahr 2017 ein Anstieg des Einsatzes von Biomasse-Brennstoffen, ein Anstieg der Verkaufszahlen von Biomassekessel und Wärmepumpen sowie ein Anstieg der Neuinstallation von Photovoltikanlagen beobachtet werden. Gleichzeitig kam es 2017 aber auch zu einem Rückgang im Bereich der Biomasseöfen, der Solarthermie und der Windkraft. Die Marktzahlen 2017 weisen damit im Vergleich zu 2016 deutlich mehr Bereiche auf, in denen ein Wachstum zu verzeichen war. Dieses findet jedoch vielerorts auf niedrigem Niveau statt und ist deshalb in Summe nicht ausreichend, um die gesteckten mittel- bis langfristigen nationalen Energie- und Klimaziele zu erreichen. Aus diesem Grund sind vermehrte Anstrengungen nötig, um die für eine Energiewende erforderliche Wachstumsdynamik auszulösen. Hierbei müssen sowohl kurzfristig als auch langfristig und strategisch wirkende energie-, umwelt- und forschungspolitische Instrumente eingesetzt werden, welche gemeinsam mit den Anstrengungen der Wirtschaft zum Ziel führen.
Feste Biomasse – Brennstoffe
Die energetische Nutzung fester Biomasse, welche in Österreich auf eine lange Tradition zurückblicken kann, stellt eine der tragenden Säulen der nationalen erneuerbaren Energienutzung dar. Der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe ist von 142 PJ im Jahr 2007 auf rund 179 PJ im Jahr 2013 gestiegen. 2014 kam es aufgrund der außergewöhnlich milden Witterung zu einem Rückgang, siehe Abbildung 1. In den Jahren 2015 bis 2017 steigt der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe wieder an, im Jahr 2017 sogar auf rund 193,6 PJ. Der Hackgutverbrauch stieg seit Beginn der 1980er Jahre kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2013 83 PJ. 2014 sank er auf 68,3 PJ, um in den folgenden Jahren wieder zu steigen – im Jahr 2017 auf 88,8 PJ. Der gut dokumentierte Pelletsmarkt entwickelte sich bis zum Jahr 2006 mit einem jährlichen Wachstum von 30 Prozent bis 40 Prozent pro Jahr. Diese Entwicklung wurde im Jahr 2006 durch eine Pelletsverknappung und temporäre Verteuerung des Brennstoffes gebremst und erholte sich anschließend wieder. Im Vergleich zu 2016 stieg der nationale Pelletsverbrauch im Jahr 2017 um 6,7 Prozent auf rund 16,3 PJ (960.000 t) Pellets an. Zur Sicherung der Pelletsversorgung haben 32 österreichische Pelletsproduzenten eine Produktionskapazität von 1,61 Mio.t/a aufgebaut. Mittels fester biogener Brennstoffe konnten im Jahr 2017 rund 10,2 Mio. t CO2äqu eingespart werden. Die Biobrennstoffbranche konnte 2017 einen Gesamtumsatz von 1,606 Mrd. € erwirtschaften, was in dieser Branche einen Beschäftigungseffekt von 18.967 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Der Erfolg der Bioenergie hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit geeigneter Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen ab. Dies setzt auch verstärkte Maßnahmen zur intensiveren Nutzung von biogenen Reststoffen und Abfällen voraus. Neben der klassischen Nutzung zur Raumwärmebereitstellung rückt zunehmend auch die Rolle der Bioenergie als Teil eines Gesamtsystems in Kombination mit anderen Erneuerbaren in den Fokus. Hier können Biomassebrennstoffe vor allem als leicht speicherbare Energieträger punkten. Im Sinne einer möglichst effizienten Ressourcen-Nutzung ist in diesem Zusammenhang auch die CoProduktion von Strom und/oder stofflichen Produkten wie z.B. Pflanzenkohle von großem Interesse.
Feste Biomasse – Kessel und Öfen
Der Markt für Biomassekessel wuchs in Österreich im Zeitraum von 2000 bis 2006 kontinuierlich mit hohen Wachstumsraten. 2007 reduzierte sich der Absatz aller Kesseltypen aufgrund der niedrigen Ölpreise, siehe Abbildung 2. Im Jahr 2007 kamen die Auswirkungen einer Verknappung des Handelsgutes Holzpellets hinzu, wodurch die Pelletspreise signifikant stiegen. Dies bewirkte einen Markteinbruch am Pelletskesselmarkt in der Größenordnung von 60 Prozenz. 2009 kam es aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise neuerlich zu einem Rückgang der Verkaufszahlen um 24 Prozent. In den Jahren 2011 und 2012 stiegen die Verkaufszahlen von Pelletskessel wieder stark an. Zwischen 2013 und 2016 kann ein neuerlicher Rückgang der Verkaufszahlen von Biomassekessel beobachtet werden. Gründe hierfür sind steigende Biomassebrennstoffpreise und vorgezogene Investitionen in den Jahren nach der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie niedrige Ölpreise und hohe Durchschnittstemperaturen. 2017 ist wieder ein Anstieg der Verkaufszahlen aller Kesseltypen, mit Ausnahme der Stückholzkessel (-13,4 Prozent), zu beobachten. Die Verkaufszahlen der Hackgutkessel (<100 kW) stiegen im Vergleich zu 2016 um 11,8 Prozent, jene der Pelletskessel sogar um 19,3 Prozent. Im Jahr 2017 wurden auf dem österreichischen Markt 5.224 Pelletskessel, 2.750 typengeprüfte Stückholzkessel, 775 Stückholz-Pellets Kombikessel sowie 2.312 Hackschnitzelkessel – jeweils alle Leistungsklassen – abgesetzt. Zusätzlich konnten 1.672 Pelletsöfen, 6.677 Herde und 7.235 Kaminöfen verkauft werden. Österreichische Biomassekesselhersteller setzen typischer Weise ca. 80 Prozent ihrer Produktion im Ausland ab. Durch die Wirtschaftstätigkeit im Biomassekessel- und -ofenmarkt konnte 2017 ein Umsatz von 863 Mio. Euro erwirtschaftet werden, was einen Beschäftigungseffekt von 3.601 Arbeitsplätzen mit sich brachte. Forschungsanstrengungen bei Biomassekessel fokussieren auf die weitere Reduktion der Emissionen und den Einsatz von Biomasse als Energieträger in industriellen und gewerblichen Prozessen mit hohem Wärmebedarf. Um weiterhin Erfolge auf internationalen Märkten erzielen zu können, ist eine weitere Kostensenkung der Anlagentechnik unter Beibehaltung der hohen technischen Qualität erforderlich.
Hier finden Sie mehr Informationen zu den Erhebungen in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft.
Quelle: Markterhebung 4/2018. Peter Biermayr, Christa Dißauer, Manuela Eberl, et al. Herausgeber: BMVIT