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Trotz der Verschiedenheiten gibt es in den drei Berufsgruppen Gemeinsamkeiten, Keri geht es darum einerseits Synergien herauszuarbeiten, andererseits berufsspezifisch, individuelle Angebote und Lösungen zu entwickeln, die den Berufsalltag der Unternehmer vereinfachen, wie er im Interview erklärt.
Lieber Herr Keri, Sie haben erst vor wenigen Monaten die Geschäftsführung der drei Wiener Innungen Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker, Hafner, Fliesenleger und Keramiker sowie der Bestatter übernommen. Wo sehen Sie in diesen doch sehr unterschiedlichen Berufssparten Gemeinsamkeiten?
Georg keri: Das Feld ist sehr vielfältig, insbesondere bei den Installateuren und den Hafnern und Fliesenlegern gibt es jedoch sehr ähnliche Herausforderungen. Die Bestatter mögen auf den ersten Blick ein ganz anderes Thema sein, doch auch diese Unternehmen sehen sich mit teils ähnlichen Problemstellungen konfrontiert.
Wo liegen diese Gemeinsamkeiten ganz konkret?
keri: Der Fachkräftemangel ist in allen drei Gewerben ein großes Thema, genauso aber allgemein betriebswirtschaftliche Herausforderungen, wie die Bürokratie, von Dokumentationspflichten bis hin zu Betriebsgenehmigungen, etc.
Wenn Sie jetzt an unsere Branche denken, welches ist das für Sie wichtigste Thema?
keri: Die Nachwuchsarbeit ist mit Sicherheit das größte Thema – Installateure können maßgeblich zum Klimaschutz beitragen, dafür bedarf es entsprechend ausgebildeter und motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier möchten wir unsere Mitgliedsbetriebe bestmöglich unterstützen!
Die Reform der Lehrlingsausbildung, die BIM Manfred Denk initiiert hat, zielt ja nicht zuletzt darauf ab, den Beruf für Jugendliche attraktiver zu machen. Wie weit ist man bei der Umsetzung?
keri: Der Entwurf befindet sich derzeit in Begutachtung. Der Start für die neue Ausbildungsordnung ist für Herbst 2026 vorgesehen. Geplant ist eine dreieinhalbjährige Lehrzeit, die die Bereiche Gas- und Wasserinstallateur sowie Heizungstechniker vereint. Zusätzlich soll die Lüftungstechnik als eigenständiger Lehrberuf etabliert werden.
Die Wiener Innung hat bei dieser bundesweiten Diskussion sicher eine starke Stimme, die Umsetzung ist aber, wie Sie gemeint haben, noch nicht so schnell zu erwarten. Gibt es von Seiten Ihrer Innung aktuelle Angebote zur Aus- und Weiterbildung?
keri: Unser Ziel ist es, das SHL Center in Strebersdorf als Ausbildungszentrum weiter zu entwickeln. Gerade eben haben wir unseren Veranstaltungskalender für das 2. Halbjahr fertiggestellt mit vielen attraktiven und auch neuen innovativen Weiterbildungsmöglichkeiten: sei es für Meister, Lehrlinge oder Neueinsteiger. Ich lade sehr gerne dazu ein die eine oder andere Weiterbildung in unserem SHL-Center wahrzunehmen.
Die Betriebe sind demnach durchaus bereit in ihre Nachwuchskräfte zu investieren?
keri: Ja, das ist ein Faktum, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das große Kapital der Betriebe. Auf den ersten Blick sieht man vielleicht nicht, wie zukunftsträchtig der Beruf des Installateurs ist. Wenn es um Zukunftsfragen wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheitgeht, steht der Installateur an erster Stelle, das ist den Köpfen so mancher vielleicht noch nicht so präsent. Auch deshalb ist es wahrscheinlich schwierig den Nachwuchs anzusprechen. Es muss uns gelingen, das Berufsbild noch attraktiver zu machen.
Bei den männlichen Jugendlichen rangiert die Lehre zum SHKL-Techniker immerhin unter den Top Ten, bei den weiblichen aber unter Fernerliefen, junge Frauen in der Branche sind nach wie vor die absolute Ausnahme. Gibt es dazu von Seiten der Wiener Innung Ideen?
keri: Bei Frauen gibt es mit Sicherheit großen Nachholbedarf. Es wird noch dauern bis die weibliche Fachkraft in unserer Branche genauso selbstverständlich ist wie schon heute bei der Feuerwehr, oder dem Bundesheer. Einen kleinen Beitrag leisten wir vielleicht dadurch, dass wir seit kurzem bei unseren Programmen ganz bewusst gendern. Angebote speziell für Frauen haben wir derzeit keine – der Idee sollten wir aber nachgehen. Es hat sich schon einiges getan in den Männerdomänen, gerade bei den Installateuren gibt es aber noch Aufholbedarf!!
Während der Corona-Zeiten sind die Installationsbetriebe in Wien scheinbar wie die Schwammerl aus dem Boden gewachsen – ein subjektives Empfinden, oder hat die Zahl wirklich zugenommen – und sich jetzt wieder reduziert?
keri: Sie haben recht, die Förderungen haben sich positiv ausgewirkt. Die Zahlen sind seit Corona in Wien aber relativ stabil, offensichtlich handelt es sich bei den in den letzten Jahren neu gegründeten Betrieben nicht um Eintagsfliegen. Die Förderungen waren vielleicht eine Art Initialzündung um den Schritt in unsere Branche zu wagen.
Andere Förderprogramm sind mit Jahresanfang ausgelaufen. Wissen Sie vielleicht schon etwas zu den für Herbst in Aussicht gestellten Initiativen?
keri: Ich bin davon überzeugt, dass etwas kommen wird. Es geht einerseits darum die Klimaziele zu erreichen, aber auch darum den Wirtschaftsstandort wieder zu stärken. Zu den konkreten Vorhaben der Bundesregierung habe ich noch keine Informationen. Unser Innungsmeister Robert Breitschopf steht in engem Austausch mit den Verantwortlichen, behandelt werden Themen wie Förderungen oder auch die Entbürokratisierung, es wird auf vielen Ebenen etwas getan.
Wie steht es um die Zusammenarbeit mit den anderen Innungen in Österreich? Und: denken Sie auch weiter – zum Beispiel an eine Kooperation mit den Ingenieurbüros, die mit den Installateuren ebenfalls eng zusammenarbeiten?
keri: Wir stehen in engem Austausch mit den anderen Innungen. Zur gemeinsamen Kampagnenarbeit, zur Öffentlichkeitsarbeit gibt es schon einige Ideen. Ingenieurbüros sind zentrale Partner, da sie Planungs- und Konzeptionsleistungen erbringen, die Hand in Hand mit der Umsetzung durch die Installateure gehen. Hier sehen wir großes Potenzial für vertiefte Zusammenarbeit. Grundsätzlich sind die Herausforderungen vielfältig aber ebenso groß sind die Chancen für unsere Branche! Mir geht es in meiner Funktion darum gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern Antworten auf die aktuellen Problemstellungen zu finden und die Branche aktiv weiter zu entwickeln.
An Aufgaben mangelt es sicher nicht! Wo finden Sie den persönlichen Ausgleich?
Keri: Ich habe zwei Kinder, die mir viel Freude bereiten, aber mich auch sehr fordern, sie kommen gerade in die Pubertät. Ein bisschen Sport und Reisen, vor allem nach Italien, sind ein guter Ausgleich.
Herzlichen Dank für das Gespräch!