Gemeinsamen Beurteilung für Trinkwassergüte unumgänglich

18.03.2019 | Heizung, Installationstechnik, News, TOP Installationstechnik

Die Sicherstellung einer hohen Trinkwassergüte in Gebäuden scheint von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abzuhängen. Gleichzeitig will man die Energieeffizienz in Bestandsgebäuden steigern, in dem man die Gebäudehülle besser isoliert und so den Wärmebedarf reduzieren. Im Rahmen eines deutschen BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) -Forschungsprojektes zum Thema „Energieeffizienz und Hygiene in der Trinkwasserinstallation“ wurden im Zeitraum von April 2014 bis Oktober 2017 eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Trinkwasserhygieniker und fünf Instituten und Universitäten die Einflussgrößen detailliert simuliert, in Laborversuchen nachgebaut und in Felduntersuchungen an Bestandsgebäuden erfasst und ausgewertet.

Die Energieeffizienz in der Warmwassererzeugung bildet somit den Ausgangspunkt für das Forschungsvorhaben, wobei die übergeordnete Zielsetzung auf das Absenken der Warmwassertemperatur ausgerichtet ist, wobei mit 50 °C die regenerativen Wärmeerzeuger einen massive verbesserte Energieeffizienz möglich wäre. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass bei Neubauten welche nach dem "Standard KfW-Effizienzhaus 70" (1) gebaut werden und ein Warmwassertemperatur Niveau von 50 °C fahren, rund 50 Prozent des gesamten Wärmebedarfs für das warme Trinkwasser benötigt wird. Ideal wäre es also, wenn die warme Trinkwassertemperatur von 60 °C auf 50 °C abgesenkt werden könnte.Mit diesen Energieeffizienz-Vorgaben wurde ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten, an der TU Dresden an der Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung, aufgebaut und mit dem "EU reference tapping cycle" / DVGW W510 Zapfprofil betrieben, wobei die Vorlauf Temperatur von 60 °C, 55 °C, 50 °C und 45 °C betrieben wurden. Bei der Beprobung hat man bewusst auf den Nachweis der Keimzahl, der Legionellen spp. und der Pseudomonas aeruginosa gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass sich die Vorlauftemperatur nur von 60 auf 55 °C absenken lässt, da sonst das Bakterienwachstum ansteigt! Auffallend war die stark ansteigende Kaltwassertemperatur, wobei der Einbau einer Trennwand zwischen der Warmwasser und Kaltwasserverteilung eine Verbesserung resp. zeitliche Verzögerung zur Erwärmung des Kaltwassers führte. Eine Modellsimulation des Mehrfamilienhauses bestätigte die gemessenen Temperaturverläufe im Warmwassers resp. im Kaltwasser. Somit wird deutlich, dass in Zukunft auch das kalte Trinkwasser beprobt werden muss, damit allfällige Verkeimungsrisiken frühzeitig erkannt werden können. Da im Kaltwasser Temperaturmessungen bis zu 30 °C erfasst wurden und dies zusammen mit einer Stagnationszeit zu einem hohen Verkeimungsrisiko führt! Mit den Temperaturauswertungen aus dem Testaufbau wurden nun rund 100 Bestandgebäude mit Fokus Mehrfamilienhäuser in Deutschland und der Schweiz hydraulisch vermessen und eine ausgedehnte Beprobung vorgenommen. Wobei dies doch überraschende Ergebnisse ergab.- Vergleichbarkeit der verschiedenen Gebäude betreffend Temperaturen im KW/ WW, dem Trinkwasserverbrauch und Verkeimung ist nicht gegeben, jedes Gebäude hat seine Eigenarten- Wo tiefe Warmwassertemperaturen sind gibt es nicht gleichzeitig hohe Verkeimungen, resp. wo hohe Warmwassertemperaturen sind gibt es keine Verkeimungen ist nicht zwingend gültig- Die Beprobung gemäss Zweck b (Probe ist der 2.te Liter) muss überdacht werden, besser ist auf jedenfall der 5. Liter, da dieser aus dem Installationssystem kommtDaraus ergibt sich, dass die Warmwassertemperatur ein wichtiger Parameter darstellt, doch der Einfluss weiterer Einflüsse wie Kaltwassertemperatur, der Wasserverbrauch, die Gleichzeitigkeit des Wasserverbrauches, das Installationskonzept der Trinkwasserverteilung und der Trinkwasserqualität (2) .Betrachten wir hier die Energieeffizienz wieder, so zeigt sich, dass in einem weiteren Sinn, fast die gleichen Einflüsse wie bei der Trinkwasser Hygiene eine Rolle spielen. Es sind dies neben den Temperaturen, die Wasserverbräuche, die Gleichzeitigkeit der Warmwasserverbräuche, sowie das Installationskonzept, dass entsprechende Wärmeverluste erzeigt, welche als Übersicht in der Abbildung unterhalb dargestellt wird. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass wohl die Trinkwasserqualität an jedem Zapfhahn und die Energieeffizienz im Gebäude zusammen beurteilt werden muss, wobei Optimierungen in der Energieeffizienz zu Ungunsten der Trinkwasser Hygiene führen kann. Gleichzeitig können übertriebene Massnahmen im Bereich der Trinkwasser Hygiene, wie nächtelanges Heisswasserspülen zu Kaltwasserkeimungen führen und gleichzeitig die Energieeffizienz im Bereich Warmwassererzeugung vernichten. So wird es zukünftig zwingend notwendig sein, dass die wissenschaftlich bestätigten Erkenntnisse, wie die Kaltwassererwärmung, Gleichzeitigkeit der Wasserverbräuche und gezielte Beprobung der Trinkwasserqualität in die Regelwerke und Empfehlungen Einzug halten werden. Denn die Sicherstellung einer hohen Trinkwassergüte wird zunehmend wichtiger.
Quelle:
1) https://heizung.de/heizung/wissen/das-kfw-effizienzhaus-70-verstaendlich-erklaert
2 Homepage des Forschungsprojektes, weitere Informationen zu entnehmen:
https://forschungsinfo.tu-dresden.de/detail/forschungsprojekt/15137

Der Autor Marcel Lüscher ist Head of Water Hygiene bei der Georg Fischer JRG AG.GF

Risikobeurteilung der Trinkwassergüte in Gebäuden wird zukünftig durch eine Vielzahl von Aspekten erfolgen, da neben der Trinkwasser Hygiene auch die Energieeffizienz zwingend einbezogen werden muss. Notwendig wird dies durch die laufende Veränderung der Lebensgewohnheiten der Menschen.
GF

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