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Die wirtschaftliche Situation in unserer Branche ist nach wie vor herausfordernd, eine Entspannung zeichnet sich nicht ab. Trotz der bekannten Probleme, wie Fachkräftemangel, der Planungsunsicherheit oder der Investitionszurückhaltung bei Privaten wie bei öffentlichen Investoren sieht Gerhard Oswald aber gerade jetzt Chancen um am Markt zu reüssieren. Die Zukunft liegt in nachhaltigen Heizsystemen, in der Digitalsierung, in Smart-Home-Lösungen.
Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage? Wie ist das Jahr aus ihrer Sicht bisher verlaufen? Welche Hürden gilt es zu nehmen – wo liegen die Chancen?
GERHARD OSWALD: Die wirtschaftliche Situation in unserer Branche ist aktuell herausfordernd. Die nach wie vor schwächelnde Baukonjunktur, gestiegene Materialpreise, das Rückfahren der Förderungen und die allgemeine Unsicherheit am Markt machen sich auch bei uns bemerkbar. Dennoch sehe ich Chancen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien und der Sanierung bestehender Gebäude. Viele Kunden setzen verstärkt auf nachhaltige Lösungen, was uns als Installateure neue Möglichkeiten eröffnet. Die größten Hürden sind derzeit die allgemeine Zurückhaltung bei Investitionen und der Fachkräftemangel.
Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die Landesinnung im letzten Quartal? Blicken wir ein wenig weiter: welche Themen sind für Sie 2026 vorrangig? Was steht auf Ihrer Agenda?
OSWALD: Im letzten Quartal stehen für die Landesinnung vor allem die Themen Fachkräftesicherung, Digitalisierung und die Unterstützung der Betriebe in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Vordergrund. Für 2026 sehe ich die Wärmewende, die Modernisierung der Ausbildung und die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit als zentrale Themen. Auf meiner persönlichen Agenda steht, mein Unternehmen weiterhin zukunftsfit zu halten und junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern.
Zwischen Wirtschaftskrise, schwächelnder Baukonjunktur, steigender Inflation? – wie wird sich Ihr Bundesland in diesem Umfeld entwickeln? Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen für die Branche?
OSWALD: Auch in Kärnten spüren wir die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftslage. Die Auftragslage ist insgesamt rückläufig, besonders im Neubau. Gleichzeitig steigt der Beratungsbedarf bei Sanierungen und alternativen Heizsystemen. Die größten Herausforderungen sind die Planungsunsicherheit, die Finanzierung von Projekten und der Mangel an qualifizierten Fachkräften.
Was braucht es Ihrer Meinung nach um die Baukonjunktur wieder in Schwung zu bringen?
OSWALD: Es braucht gezielte Fördermaßnahmen – Stichwort Wohnbau- und Alternativenergieförderungen, Planungssicherheit für Betriebe und private Bauherren sowie eine Entbürokratisierung von Genehmigungsverfahren. Wichtig ist auch, dass die Politik klare Rahmenbedingungen für die Energiewende schafft und Investitionen in nachhaltige Technologien unterstützt.
Worauf kann sich die Branche freuen?
OSWALD: Trotz aller Herausforderungen gibt es viele positive Entwicklungen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Heizsystemen in Kombination mit Photovoltaik und Smart-Home- Lösungen steigt. Wer sich hier gut aufstellt, kann von neuen Geschäftsfeldern profitieren. Außerdem bieten die Digitalisierung und die KI viele Chancen, Abläufe zu optimieren und den Kundenservice zu verbessern.
Wie eng arbeitet Ihre Landesinnung mit anderen Bundesländern zusammen, bzw. was kann man bei einem Blick über den Tellerrand lernen?
OSWALD: Die Zusammenarbeit mit anderen Landesinnungen ist in den letzten Jahren intensiver geworden. Der Austausch über Best Practices, gemeinsame Projekte und die Abstimmung bei politischen Themen sind wichtige Erfolgsfaktoren. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, wie unterschiedlich Herausforderungen angegangen werden – davon profitieren wir alle.
Gibt es Vernetzungen mit anderen Innungen (Metaller, Rauchfangkehrer, Fliesenleger etc.)? Wenn ja, welche?
OSWALD: Ja, wir arbeiten regelmäßig mit anderen Gewerken zusammen, insbesondere bei größeren Bauprojekten oder Sanierungen. Die Zusammenarbeit mit Rauchfangkehrern und Elektrikern ist zum Beispiel bei Heizungsumstellungen unerlässlich. Solche Netzwerke sind wichtig, um Kunden ganzheitliche Lösungen anbieten zu können.
Förderungen gelten als unverzichtbar um die Wärmewende zu realisieren. Wie stehen Sie zu Förderungen? Was wünschen Sie sich von der Bundesregierung?
OSWALD: Förderungen sind ein entscheidender Hebel, um die Wärmewende voranzutreiben. Ich wünsche mir von der Bundesregierung langfristige, planbare und unbürokratische Fördermodelle, die sowohl Betriebe als auch Endkunden motivieren, in nachhaltige Technologien zu investieren.
Der Lehrlingsmangel beschäftigt die Branche seit vielen Jahren, durch welche Strategien ließe sich gegensteuern? Gibt es dazu Initiativen Ihrer Landesinnung?
OSWALD: Wir setzen auf gezielte Nachwuchswerbung in Form von Lehrlingsmessen. Die Landesinnung unterstützt Betriebe mit Informationskampagnen, um das Berufsbild des Installateurs moderner und attraktiver zu präsentieren.
Die Lehrlingsausbildung steht vor einer großen Reform, wie beurteilen Sie die Neuerungen?
OSWALD: Ich sehe die Reform grundsätzlich positiv, da sie die Ausbildung moderner und praxisnäher macht. Wichtig ist, dass die Betriebe bei der Umsetzung unterstützt werden und die Qualität der Ausbildung weiterhin hoch bleibt.
Wie handhaben Sie die Lehrlings-Suche und -Ausbildung in Ihrem Unternehmen?
OSWALD: Wir setzen auf persönliche Ansprache, Praktika und die enge Begleitung unserer Lehrlinge. Mir ist wichtig, dass junge Menschen von Anfang an Verantwortung übernehmen und sich im Team wohlfühlen. Die Ausbildung ist für uns eine Investition in die Zukunft.
Welche Bedeutung haben Fachmessen für unsere Branche Was muss eine B2B Fachmesse heute „können“ um das nötige Interesse bei den Gewerbetreibenden Ihrer Branche zu finden?
OSWALD: Fachmessen sind für uns eine wichtige Plattform, um Innovationen kennenzulernen und Kontakte zu pflegen. Eine gute B2B-Messe muss praxisnahe Lösungen zeigen, Networking ermöglichen und aktuelle Branchenthemen aufgreifen.
Abschließende Worte?
OSWALD: Trotz aller Herausforderungen bin ich überzeugt, dass unsere Branche eine wichtige Rolle für die Zukunft spielt. Wer offen für Neues ist und sich weiterentwickelt, wird auch in schwierigen Zeiten erfolgreich sein. Ich danke für die Möglichkeit, meine Sicht einzubringen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
