Noch immer sind viele Brauereien auf Gas angewiesen, um ihre Produktionsprozesse mit Wärme zu versorgen. Eine staatliche Rationierung, anhaltende Reduktion oder gar ein Stopp der Gaslieferungen hätte daher dramatische Folgen. Einerseits wird das Bierbrauen bei hohen Energiepreisen unrentabel und zum anderen könnten die geplanten Braumengen nicht gesichert werden. Während die meisten Brauereien aktuell nach Alternativen und kurzfristigen Lösungen suchen, hat die Private Weissbierbrauerei Schneider G. Schneider & Sohn GmbH mit Sitz in München und einer Brauerei in Kelheim bereits vor 15 Jahren einen anderen Weg eingeschlagen: Zur zukunftssicheren Versorgung leistete sich der Bierhersteller eine neue Energiezentrale mit einem Biomasse-Heizwerk. Als Energieträger dienen naturbelassene Wald-Hackschnitzel aus der Region. Das nachhaltige Energiekonzept wurde von Gammel Engineering aus Abensberg umgesetzt.
Wertschöpfung bleibt in der Region
Die Energieanlage deckt den Wärmebedarf für Füllerei, Sudhaus, Gebäudeheizung sowie die Gaststätte ab. Die damals getroffene Entscheidung macht sich gerade jetzt bezahlt, weil die Brauerei nicht von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Noch bis in das Jahr 2007 hatte die Brauerei Schneider ihre benötigte Wärme aus Öl gewonnen – einer endlichen und preisvariablen Ressource. Um sich von dieser unsicheren Versorgung zu lösen, suchte die Geschäftsführung nach einer Alternative. „Die einfachere und deutlich bequemere Methode wäre die technisch weniger aufwändige Umstellung auf Gas gewesen“, erklärt Braumeister Josef Lechner in Bezug auf die Suche nach einer neuen Energieversorgung. „Doch auch damit hätten wir uns wieder stärker abhängig gemacht.“
Ein Hackschnitzel-Braupionier
Mit dem Umstieg von fossilen Brennstoffen auf eine nachhaltige Ressource wie Hackschnitzel war Schneider Weisse Vorreiter in der Branche. Ein vergleichbares Vorgehen war bei den Brauereien damals nicht üblich. Obwohl der Gaspreis zur damaligen Zeit sehr niedrig war, was zu einer schnellen, günstigen Standardlösung geführt hätte, standen für Georg Schneider und sein Team nicht nur der Energiepreis im Vordergrund: „Wir haben uns bewusst für die Nachhaltigkeit entschieden und die langfristigen Vorteile, die sie mit sich bringt, und sind überzeugt von dieser Philosophie“, sagt der Brauereichef heute. Langfristig sollte der Schritt die Brauerei auf einen klimaneutralen Weg bringen. Im Gegensatz zu Gas, Öl und Kohle, die neben der schlechten Klimabilanz erst noch aufwändig ans Ziel transportiert werden müssen, stammt der nun von der Brauerei genutzte nachwachsende Energieträger aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Die Hackschnitzel werden von Waldbauern in der Nähe von Kelheim produziert. „Wir lassen also die Wertschöpfung in der Region. Der soziale Aspekt ist uns sehr wichtig“, hebt Lechner hervor.
Lesen Sie den ungekürzten Artikel ab Seite 30 in der aktuellen Ausgabe 6/2023 oder am AustriaKiosk!