Jeder Installateur, der schon mal im zweiten Wiener Bezirk beim ISC Fugbachstraße eingekauft hat, weiß Bescheid. Für alle anderen war es eine Überraschung, was der engagierte Architekturfotograf Michael Hierner vor kurzem herausgefunden hat: Der Abholmarkt der SHT befindet sich in den Resten eines alten Bades. Ventile und Dichtungen liegen zwischen Marmorsäulen unter einem Gewölbe, das einst das Becken des sogenannten „Römischen Bades“ beherbergte. Mit den Römern, die vor rund 2.000 Jahren die Stadt Vindobona gegründet hatten, hatte dieses Bad allerdings nie etwas zu tun, sondern bl0ß damit, wie sich die k.-u.-k.-Wiener im 19. Jahrhundert ein historisches römisches Bad vorstellten.
Vom Bad zum Zweckgebäude
Das „Römische Bad“ beim Praterstern wurde 1873 anlässlich der damaligen Wiener Weltausstellung eröffnet. Die prunkvolle Anstalt bot auf knapp 10.000 m2 bis zu 600 Badegästen Platz. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude durch Bombentreffer schwer beschädigt und wurde danach nie wieder als Bad genutzt. Anfang der 1950er-Jahre, als in Österreich kein Hahn nach luxuriösen Wellnessanlagen für betuchte Kundschaft krähte, erwarb der Kunststoffproduzent Heinrich Schmidberger die Liegenschaft. Die nicht mehr nutzbaren Teile des Komplexes wurden abgerissen und durch ein Bürogebäude ersetzt. Das Badebecken wurde aufgefüllt, ein Boden darübergelegt und über die Jahre als Produktions-, Lager- und Verkaufsfläche verwendet. Teile der Fassade blieben ebenso bestehen wie eben jener Gebäudeteil, in dem seit Mitte der 90er-Jahre die SHT eingemietet ist. Rund 660 m2 des ursprünglich fast 15-mal so großen Bades sind noch erhalten.
Michael Hierner entdeckte bei Recherchen auf Google Earth eher zufällig Dachkonstruktionen, die ihm bekannt vorkamen, wie er in seiner Facebook-Gruppe „Rettet das Römische Bad am Praterstern“ schreibt. Also fuhr er hin und stellte fest, dass es jetzt als „Verkaufsfläche für Installateur-Material verwendet und dabei immer mehr und mehr zerstört (wird) ...“. Also gründete er jene Facebook-Gruppe, weil ihm „seither das Herz blutet“, und engagiert sich dafür, das Gebäude erstens unter Denkmalschutz zu stellen und zweitens wieder als Bad zu nutzen. Wirklich große Öffentlichkeit bekam die Initiative durch einen Fotoblog auf der Website derstandard.at, in der er Vergangenheit und Gegenwart des Gebäudes ebenso akribisch wie detailreich dokumentierte und gleichzeitig dem Bundesdenkmalamt (BDA) vorwarf, die letzten 40 Jahre geschlafen zu haben und auch jetzt wenig Interesse zu zeigen.
Lesen Sie den gesamten Bericht in Ausgabe 5/2012 ab Seite12.