Der Wahlausgang in Wien wurde angeblich von Legionellen beeinflusst. Es soll so gewesen sein, dass in einem großen Wiener Gemeindebau nach einem Todesfall Legionellen im Trinkwassernetz nachgewiesen wurden. Als Übergangslösung bis zur Sanierung des Leitungsnetzes verlangte Wiener Wohnen von den Mietern, dass sie die Entnahmestellen und insbesondere die Duschen regelmäßig zum Spülen aufdrehen ... und schon hat das Wahlergebnis in diesem Sprengel eine überdurchschnittliche Menge an Proteststimmen gegen die Zumutung gebracht, sich selbst ein bisserl um sauberes Wasser kümmern zu müssen. Man sieht: Die Frage nach dem Wasser kann wahlentscheidend sein.
In Österreich fällt das meist nicht so ins Gewicht, weil wir genug Wasser haben. Neun von zehn Litern Trinkwasser rinnen hierzulande einfach so durch. Aber weltweit gesehen ist das eine Ausnahme. Mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung haben überhaupt keinen Zugang zu sauberem Wasser, nicht einmal fürs Waschen, geschweige denn zum Trinken. Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Krankheiten, die sie sich durch verseuchtes Wasser eingefangen haben – weil es schlicht kein anderes gibt. Sie haben wahrscheinlich gehört, dass die Kriegsvertriebenen aus dem Nahen Osten, die derzeit zu Tausenden nach Österreich und Mitteleuropa fliehen, anfangs erst gar nicht auf die Idee gekommen sind, das Wasser aus der Leitung zu trinken. Weil es für sie unvorstellbar ist, dass da etwas Genießbares rauskommt. Wir hingegen haben uns daran gewöhnt, die Wahl zu haben – also entweder teures Wasser aus dem Supermarkt in Plastikflaschen oder kaltes, frisches und nahezu gratis aus der Armatur ins Glas.
Wir merken nur, wie außergewöhnlich es ist, wenn es fehlt. Am Juridicum der Uni Wien war im Oktober für eine Zeit lang das Wasser gesperrt, weil Bakterien im Trinkwasser gefunden worden waren. Also ich möchte jedenfalls nicht in der Haut desjenigen Anlagenbauers oder Servicetechnikers stecken, der dafür verantwortlich gemacht werden wird, dass die angehenden Juristen kein Wasser hatten. Vielleicht wird in künftigen Seminaren geübt werden, wie man als Anwalt in so einem Fall am wirkungsvollsten vorgeht: Wer von den Studenten die beste Anklageschrift verfasst, darf den Missetäter auch vor Gericht auseinandernehmen. Oder so ähnlich.
Für sauberes Trinkwasser ist zuallererst der Installateur verantwortlich, da hat er keine Wahl. Das ist der Kern des Berufs, den er gewählt hat. Lange Vorrede, kurzer Sinn: Ab Seite 60 finden Sie Beispiele und Diskussionsbeiträge zu Trinkwasserstationen – einer Technologie, die vermehrt dann gewählt wird, wenn die hohen technischen und finanziellen Aufwände für eine zentrale Trinkwasser-Erwärmungsanlage vermieden werden sollen. Sie haben die Wahl, wo Sie beim Lesen anfangen – viel Spaß dabei!
Editorial 11/15
Wir wählen sauberes Wasser, oder: It‘s the water, stupid!
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