Ich mag Google nicht besonders. Das ist eine große Datenkrake, die überall ihre Arme drinnen hat, wie mit Saugnäpfen alles an Information aufsaugt, was ihr unterkommt, und diese Informationen gewinnbringend verkauft. Gleichzeitig ist Google den Geheimdiensten dieser Welt mit dem gesammelten Wissen bestens zu Diensten, während es Mitbewerbern und erst recht konventionellen Unternehmen die Luft abzudrücken beginnt. Gut, dass die europäische Wettbewerbskommission dieses Konstrukt endlich mal unter die Lupe nimmt.
Aber Google ist ein großartiges Unternehmen. Für die Jüngeren unter uns: Die haben die Suchmaschine zu einem Zeitpunkt erfunden, als noch nichtmal alle Computer ans Internet angeschlossen waren, und Telefone erst recht nicht. Damals war „wissensbasierte Ökonomie“ bloß ein Schlagwort in betriebswirtschaflichen Seminaren, aber diese kalifornischen Wifzacks haben ein Geschäftsmodell entwickelt, das auf dem Sammeln und Verwerten von Daten beruht. Dass wir alle Google und seinen Töchtern freiwillig so viele Informationen geben, liegt daran, dass der Nutzen viel höher ist als der Preis, den wir dafür zahlen – denn es ist meist gratis und unendlich praktisch. Und es ist auch eine Auszeichnung, dass sich die Wettbewerbskommission mit Google beschäftigt – denn um erfolglose Unternehmen kümmern die sich erst gar nicht. Seit der Gründung vor 17 Jahren macht Google, betriebswirtschaftlich gesprochen, strategisch so ziemlich alles richtig.
Google setzt bei seiner strategischen Expansion auf drei Themen: Energie, Gesundheit und Mobilität. Zwei dieser Themen betreffen den Installateur direkt. Bekanntestes Beispiel ist die Akquisition von Nest, einem Entwickler von Gebäudeautomation im Privatbereich, der unter anderem digitale Raumthermostate, Brandmelder und Überwachungssysteme im Programm hat. Google hat dafür über drei Milliarden Euro gezahlt. Im Gesundheitsbereich ist noch nicht eindeutig, wo Google hinwill. Aber dass dazu gesundes Wasser und frische Luft gehören, dass das Bad als privater Rückzugsort für die persönliche Gesundheitspflege und -überwachung zentral ist, ist klar. Energie und Gesundheit: Da kommt was. Zwei Wellen bauen sich in unserem Teich auf. Wollen Sie darauf surfen, wollen Sie mitschwimmen – oder lassen Sie sich davon erschlagen?
Ein Beispiel aus dem Thema Mobilität: Google hat 250 Mio. in Uber investiert. Das ist ein Online-Vermittlungsdienst für Mitfahrgelegenheiten und Mietwägen, der dem klassischen Gewerbe der Taxifahrer jetzt schon gewaltig zusetzt. Weil er schneller ist, billiger – und auf der Sammlung und Verwertung von Daten beruht.
Nochmal die Frage: Surfen, schwimmen – oder untergehen? Im letzteren Fall findet sich sicher eine Krake, die die Reste verwertet.
Editorial 5/15
Auf einer Welle kann man surfen, mitschwimmen – oder untergehen.
- Werkzeuge sind treue Begleiter
- Entwässerung nach Norm