Mögen Sie gute Ratschläge? Ich bin da ja ein wenig hin und her gerissen. Viele Bücher wurden zum Sinn des Lebens oder über das Leben an sich geschrieben, Vorträge gehalten und Filme produziert … Geschmäcker sind ja bekanntermaßen verschieden. Nicht jeder sucht z. B. Rat in einem Buch über Lebenshilfe; nicht jeder hat einen kompetenten Freund zur Stelle, wenn er gerade einen Tipp (wozu auch immer) bräuchte, und nicht jede Person ist damit glücklich, ihr Leid mit jemandem anderen zur teilen, auf dass Besserung eintrete … Überhaupt ist sich nicht jeder bewusst, dass er oder sie Hilfe in Anspruch nehmen könnte. Kommt immer auch ein bisschen drauf an, von wem sie kommt, nicht? Egal ob Hilfe in Form von Worten, aktiver Unterstützung oder sonstigen Zuwendungen: Eigentlich sollte man doch dem eigenen Glück weder seinen Stolz noch sonst etwas im Weg stehen lassen, oder?
Wie ich jetzt daraufkomme? Ich sitze nun, da Sie dieses Heft in den Händen halten, seit beinahe einem Monat in der Isolationshaft meines Homeoffice. Das hatte ich ehrlicherweise das letzte Jahr vermieden, da genug Platz im alten Büro, sonst kaum jemand vor Ort war und ich große Freude an den täglichen Radfahrten ins Büro hatte. Generell war ich mobil. Aktuell gestaltet sich das Leben etwas mühseliger: Mein Bewegungsradius ist auf Grund von Krücken und Schiene eingeschränkt – größere Bewegungsradien nur mit Anstrengung zu bewältigen. Grund ist ein Knieverletzung, und zum Glück kann ich von Zuhause aus arbeiten! Das Ganze stürzt mich also nicht in eine Sinnkrise – nein, auf keinen Fall! Abwechslungsreich ist anders, wenn man wenig rauskommt und von daheim arbeitet. Lästig ist das „Um Sachen bitten“ schon, aber es geht alles irgendwie. Weil Familie und Freunde unterstützen, da sind und Zeit spenden.
Da freut man sich dann doch sehr. Mir spendet das Energie und Zuversicht – und meinen Besuchern wiederum Sinn – ich bin also nicht belastend, sondern im Gegenteil plötzlich sinnstiftend – das ist mir ja noch nie passiert! Ich scherze nur so vor mich hin; aber schon lustig, wie man vom „Naserümpfen über Lebensweisheiten und Sinnsucheschreiben“ dann unabsichtlich selbst Derartiges (oder zumindest so etwas Ähnliches) produziert.
Der „Sinn des Lebens“ nach Monty Python wird übrigens am Ende des gleichnamigen Filmes (Empfehlung!) verlesen: „Seien Sie nett zu Ihren Nachbarn, vermeiden Sie fettes Essen, lesen Sie ein paar gute Bücher, machen Sie Spaziergänge und versuchen Sie, in Frieden und Harmonie mit Menschen jeden Glaubens und jeder Nation zu leben.“ Das sollte sich doch machen lassen. Wo liegt nun aber der Sinn in diesen Zeilen? Vielleicht liegt er im Erkennen des notwendigen Spannungsfeldes von „Hilfe zulassen“ und „sich gleichzeitig auf keinen Fall alles abnehmen lassen“? Ich denke das ist ein guter Ansatz und vielleicht ereilen diese Zeilen auch Sie ja gerade in einem Moment, in dem Sie nach diesem oder einem ähnlichen gedanklichen Lösungsansatz suchen … Wer kann das schon wissen! Ich beiße mir ein bisschen in den Hintern beim Gedanken daran, was ich alles an spannenden, tollen Events verpasse (bei Erscheinen dieser Ausgabe bereits verpasst habe) – ob ISZ-Cup oder Euro-Skills … Andererseits hat das „Sich-Ärgern“ ja auch keinen Sinn und lebensverlängernd wirkt es vermutlich auch nicht. Was bleibt also: die Freude über das fertige aktuelle Heft und das Wissen, dass auch bei Events, an denen ich leider nicht persönlich teilnehmen kann, liebe Menschen, die einem freundlich gesonnen sind, Infos, Fotos und ihre Einblicke mit mir teilen und somit auch für die nahe Zukunft eine abwechslungsreiche informative Berichterstattung gesichert ist. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken!
Editorial 9/21
Von Sinn und Unsinn …
- Kongress der IG Lebenszyklus Bau
- Ziel: Das Vermitteln von Faszination