Es gibt vielen Fragen seitens der Politik und der Marktakteure, die noch unbeantwortet sind. Im Fachhandwerk wundert man sich etwa darüber: „Mit welchen Facharbeitern sollen die zukünftigen Ziele erreicht werden?“ Der Facharbeitermangel ist nichts Unbekanntes – schon gar nicht etwas Neues! Politische Entscheider müssen derzeit auf zwei unbekannte Variablen reagieren:
- erhöhte Strompreise,
- merkbarer Rückgang der Kaufkraft in Österreich sowie in Deutschland.
Die Situation der Energiepreisentwicklung ist weithin bekannt. Die Einflussnahme auf die Preisentwicklung gestaltet sich sehr schwierig. Schwankende Preise stellen auch neue Möglichkeiten für eine positive Entwicklung am Wärmpumpenmarkt dar. Die Nutzung von flexiblen Tarifen wird eine Notwendigkeit für den wirtschaftlichen Betrieb von Wärmepumpen. Die notwendigen Energietarife werden seitens der Energiewirtschaft noch nicht (ausreichend) angeboten; technologisch können jedoch bereits zahlreiche Wärmepumpenhersteller flexible Tarife für den Betrieb berücksichtigen. Für die Netzbetreiber stellt der hohe Zubau von Wärmepumpen eine Herausforderung dar. Ein politisch schnelleres Wachstum wird sich auf das Netz auswirken – es wird zu einer erhöhten Belastung für Netzbetreiber kommen und das versus CO2-Einsparung mit Wärmepumpen am Markt.
Voraussetzungen
Es muss die dezentrale Energieerzeugung mit ihrem Erzeugungs- und dem Verbrauchsprofil von Wärmepumpen abgestimmt werden. Diese Berücksichtigung von beiden Technologien kann nur mit Erhöhung der Speicherkapazität vor Ort funktionieren. Dies bedeutet, möglicherweise verpflichtende Speicherkapazitäten schaffen zu müssen – etwa in Form von Pufferspeichern. Hierzu ist eine Förderung seitens der Politik notwendig, um ein hohes Maß an Mehrkosten für den Kunden zu reduzieren. Natürlich kann bzw. muss auch die Speicherkapazität des Gebäudes mitberücksichtigt werden. Aufgrund der Tatsache, dass die Wärmepumpe vermehrt im Sanierungsfall verbaut wird, ist die Speicherkapazität hier sehr gering.
Im urbanen Bereich stellt sich die Situation anders dar. Hier ist der Einsatz von Geothermie essentiell. Es gibt in Österreich eine Menge an Vorzeigeprojekten, die bereits positive Erfahrungswerte gesammelt haben. Meiner Meinung nach wird Power to Heat einen positiven Beitrag bei Nah – und Fernwärmenetzen bringen – sowohl in Zusammenhang mit Geothermie, aber auch mit anderen erneuerbaren Energieerzeugern.
Notwendige Substitute
Für die Übergangszeit werden Gaskraftwerke unerlässlich sein. Objektiv betrachtet wird auch die Errichtung neuer Gaskraftwerke für den europäischen Markt notwendig werden. Pumpenspeicherkraftwerke hätten großes Potenzial, um neue Gaskraftwerke zu verhindern – der große Planungsbedarf jedoch und ein überschaubarer Umsetzungszeitraum, aber auch die Tatsache, dass Österreich sehr viele Pumpenkraftwerke hat, sorgen dafür, dass dies nur einen sehr kleinen Beitrag darstellt. Aufgrund der zusammenhängenden Netze wird es auch notwendig sein, dass europäische Länder ihre natürlichen Möglichkeiten von Wasserkraftwerken und Staudämmen noch weiter auszuschöpfen haben. Unser österreichischer Beitrag kann Technologieführerschaft und Marktsituation zusammenführen und so weiter florieren; sprich: Die Sektorenkopplung ist aus meiner Sicht die Zukunft, und wir können durch vorausschauende Anlagenplanung die Grundlagen dafür schaffen. Im Moment sind die Kursplätze für die Weiterbildung von Betrieben bzw. deren Mitarbeitern sehr rar und vergriffen. Es bedarf mehr Kursangebote und stärkere Anreize für Betriebe, ihr Personal weiterzubilden.
Know-how? Schaffen wir!
Oft sind die Fehlerquellen Kleinigkeiten – etwa Luft in der Anlage. Diese führt bei einigen Herstellern zu Störmeldungen und einer Verriegelung der Wärmepumpe. In der Sanierung ist das Spülen der Anlagen unerlässlich – ein Luftabscheider hat sich hier als sehr nützlich bewiesen. Für die Performance der Anlagen ist eine UV-beständige 200-Prozent-Isolierung im Außenbereich essenziell. Es hat sich außerdem gezeigt, dass der Brauchwasserbedarf und die Wunschtemperatur von Anfang an dokumentiert werden müssen. Eine zu hohe permanente Brauchwassertemperatur ist für die JAZ nicht von Vorteil! So müssen wir (bzw. die Betreiber) nach Möglichkeit ALLES dokumentieren, um im Falle eines unzufriedenen Kunden rasch eine Begründung vorlegen zu können. Ich durfte die letzten Monate bei einem Kunden die Einführung von Wärmepumpen begleiten. Von der Auslegung bis hin zu Überprüfungen von verschiedenen Wärmepumpen in unabhängigen Laboren konnte ich den Prozess aktiv begleiten. Die Erkenntnisse waren unterschiedlich, aber zusammengefasst muss ich sagen: Im unteren Bereich A-7/W55 liegen die Prüflinge sehr dicht aneinander. Ganz klar ist, dass nicht jedes Objekt für eine Wärmepumpe geeignet ist ohne Verbesserungen am Objekt selbst. Das Potenzial dieser Technologie erachte ich jedoch weiter als überragend.
Den Kommentar finden Sie auch auf Seite 26 der aktuellen Ausgabe 7-8a/23 sowie digital am AustriaKiosk!