Als ich den Polytechnischen Lehrgang besuchte, wollte ich eigentlich Frisörin werden. Nach dem Schnuppern in einem Salon merkte ich aber, dass mir diese Branche nicht liegt. Ich suchte also nach einem handwerklichen Beruf, nach etwas, wo auch Männer im Team sind. Mein Vater arbeitet in einem Tischlerunternehmen. Dort habe ich öfters mitgeholfen. Das war ausschlaggebend dafür, mich schließlich in diese Richtung zu orientieren. Ich schrieb unterschiedliche Gewerke an, erhielt aber kaum Rückmeldungen. Ich habe mich bei mehreren Installationsbetrieben beworben. Thomas Freynschlag von der EWH Haustechnik GmbH hat mich kontaktiert und zu einem Termin eingeladen. Mir fiel sofort das familiäre und angenehme Betriebsklima auf. Die Kollegen haben mich gleich akzeptiert.
Unterschiedliche Blickwinkel
Ich bin der Meinung, dass Frauen in einem technischen Beruf mit einem anderen Fokus an die Sache gehen – vor allem bei Sanitärlösungen. Ich betrete einen Raum und mache mir sofort ein Bild darüber, wo welche Einrichtungen praktisch sind. Eine Frau auf der Baustelle bringt Schwung in die Männerrunde. Ein Lächeln am Morgen hebt die Stimmung auf der Baustelle. Ich tanze bei der Arbeit gern zur Musik. Das Makita-Radio darf auf Baustellen nicht fehlen! In meiner Freizeit musiziere ich gern. Meine Work-Life-Balance halte ich, indem ich viel in der Natur und sportlich aktiv bin.
„Schwerwiegende“ Probleme
Eine Herausforderung für Frauen in meinem Beruf ist die Körperkraft: Männer sind stärker als Frauen. Man muss aber sagen, dass bei schweren Geräten oft auch Männer Probleme haben – da ist dann das Geschlecht völlig egal. Noch haben viele Kunden klischeehafte Vorstellungen. Wenn ich zu Kunden komme, werde ich zuerst gemustert. Erst nachdem ich denen mein Wissen beweisen konnte, schenken sie mir ihr Vertrauen. Bei meinen männlichen Kollegen ist das nicht so. Ich werde von Männern ausgebildet. Ich als Frau sehe gewisse Arbeitstechniken oder -schritte ein wenig anders. Wir sprechen über die unterschiedlichen Ansichten und finden schlussendlich für den Kunden eine optimale Lösung. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass ohnehin jeder seine eigene Arbeitsweise hat, egal ob Frau oder Mann.
Was ich an meiner Arbeit liebe
Mein Job ist abwechslungsreich, kein Tag gleicht dem anderen. Ich lerne viele unterschiedliche Menschen kennen. Ich sehe die Häuser und Projekte wachsen. Vom ersten Kanalrohr bis zum fertigen Badezimmer – all das darf ich auf der Baustelle miterleben. Ich bin teilweise überrascht, was aus einem alten Badezimmer gezaubert werden kann. Ich schätze es auch, wenn erfahrene Kollegen den Kunden Ratschläge und Tipps mitgeben.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch auf Seite 10 der aktuellen Ausgabe 10/2021!