Hatte ich letztes Jahr noch meine Zweifel über die Zukunft der Messe angesichts der Energiekrise und der stagnierenden Produktion in der Fliesen-und Keramikbranche, war ich mir dieses Jahr sicher, dass die Cersaie wieder ein Erfolg sein würde. Nicht zuletzt gab es dieses Mal auch einen runden Geburtstag zu feiern, und zwar das 40jährige Bestehen der Messe. Zahlreiche Events standen deshalb auf dem Programm, darunter auch die von Davide Vercelli kuratierte und von Dario Curatolo inszenierte Ausstellung „Route 40“, die sich durch das ganze Messegelände zog und die Entwicklung der Keramik- und Badezimmerbranche sowie die Veranstaltung seit ihrem Debüt im Jahre 1983 zur Schau stellte. Und seitdem hat sich viel getan.
40 Jahre voller Innovationen
Was vor 40 Jahren mit einfachen Fliesen begann, wurde bis heute zu einem umfangreichen Produktsortiment erweitert, das von innovativen Wand- und Bodenverkleidungen bis zu eleganten Badezimmermöbeln reicht und hochkarätige Rahmenevents bot. Dieses Jahr fanden unter anderem Vorträge der Architekten Xu Tiantian, Mario Cucinella, Françoise Fromonot und des Neurobiologen Stefano Mancuso statt, und auch die Innenstadt glänzte mit interessanten Ausstellungen und Store-Eröffnungen. Die meisten Firmen zeigten ihre neuen Produkte aber wie gehabt auf dem Messegelände in 15 Hallen auf einer Fläche von insgesamt 145.000 Quadratmetern: 634 Aussteller waren vor Ort, wobei 39 % aus dem Ausland stammten.
Wie auch in den vergangenen Jahren lag der Fokus hier bei den Keramikherstellern, während die Badezimmerausstatter in zwei Hallen und vereinzelt in einer dritten Halle zu finden waren. Obgleich nicht sehr umfangreich, konnte ich doch einige interessante Produktneuheiten entdecken. Bei Itlas zum Beispiel, eigentlich bekannt für seine Holzböden, wurden dieses Jahr auch neue Bademöbel präsentiert. Dasselbe Holz, das zur Verkleidung von Böden und Wänden verarbeitet wird, kommt hier auch bei der Verkleidung der Möbel gekonnt zur Anwendung. Holz als Total Look im Badezimmer sozusagen, das aber auch wahlweise mit Marmor und Glas kombiniert werden kann.
Rundum verwöhnen lassen
Ein weiteres neues Produkt von Itlas war das freistehende Waschbecken Dot, das aus Mamorresten hergestellt wurde und einen angenehmen Kontrast zu dem Hauptmaterial Holz bildete. Bei Ideagroup stand dieses Mal mit "The Wellness Kollektion" der Marke Disenia das ultimative Wohlbefinden im Vordergrund. Drei von Claudio Papa entworfene Pools sind es, die sowohl indoor als outdoor verwendet werden können und mit allen Details wie Eiswürfelbehälter, wohltuender Beleuchtung und diversen Ablagen ausgestattet sind und dazu einladen, sich rundum verwöhnen zu lassen. Bei Simas gab es neben neuen Dekors und viel Farbe sympathische und praktische Waschtische. Die Ausführung mit dem runden Spiegel hatte es mir dabei besonders angetan, bei der die Beleuchtung mit einem Magneten ausgestattet war und sich so beliebig positionieren ließ.
Neu auf der Messe war schließlich auch das Unternehmen Ceramica Dolomite, das nach einem Besitzerwechsel im Jahre 2022 erstmals wieder auf der Cersaie-Messe ausstellte und von Nilo Gioacchini entworfene Badezimmerkollektionen, bestehend aus Duschen, Waschbecken, Wannen und WC's sowie Bidets, präsentierte. Besonders spektakulär war der Stand von Treemme, wo neben den neuen Armaturen Aurelia und Appia auch die verschiedenen Phasen der Armaturenherstellung gezeigt wurden. Nicht nur jene, die wie ich nach dem fertigen Produkt Ausschau hielten, sondern auch die, die an dem Herstellungsverfahren Interesse hatten, kamen hier auf ihre Rechnung. Zweifelsohne ein Trend der Cersaie 2023 war, so wie letztes Jahr bereits, die Anwendung von besonders viel Farbe. Nicht nur Pastelltöne konnte ich finden, sondern auch kräftige Nuancen.
Bei Ideagroup fielen mir die türkisenen Bademöbel auf, bei Arbi waren die Möbel sowohl rosarot als auch in kräftigem Gelb gehalten. Aqualites Duschbrausen erstrahlten in einer bunten Farbpalette, von Orange bis Salbeigrün, und bei Flaminia schließlich kam ich in Sachen Farbe und Dekor voll und ganz auf meine Rechnung. Dort wurden die neuen Sanitärteile sowohl in dezenten Pastellfarben als auch in Silber und Gold präsentiert. Brandneu war bei Flaminia außerdem auch ein Duschboden mit aufgedruckter Graphik in Rosa und Hellblau, die wohltuend auf das Auge wirkte. Rundum zufrieden verließ ich schließlich die Messe und Bologna. Was mir vielleicht ein bisschen fehlte, waren innovative Produkte und neue Materialien. Aber da werden wir sicher Neues im nächstes Jahr zu sehen bekommen, wenn wieder beide Messen ausgetragen werden, der Salone del Bagno im April in Mailand und die Cersaie in Bologna dann wieder im Herbst.