Vertical Cities
Vier Türme gleichzeitig auf engstem Raum im Bau, 200.000 BGF, die es zu planen und gewerketechnisch, terminlich sowie logistisch zu koordinieren galt. Die Planungsleistung der ARGE UNS + HPP sowie der Groß-Tochter GP CON, die unter anderem den Rohbau und die Baustellenlogistik verantwortet, ist exzeptionell. BIM, größtmögliche Modularität und ein hoher Vorfertigungsgrad sorgen für ein Bautempo, das trotz Pandemie und der nachfolgenden Lieferkettenproblematiken beeindruckend ist. Im Jahr 2018 begann der DGNB-zertifizierte Rückbau, Ende 2024 soll der letzte Turm fertiggestellt sein.
FOUR Frankfurt wird das erste Bauprojekt, das nach dem Nutzungsprofil „Vertical Cities“ der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert wird. Die innenliegende Dreifachverglasung erfüllt die hohen Anforderungen an Schallschutz und Energieeffizienz und ist daher ein wichtiger Baustein innerhalb der angestrebten Platin-Zertifizierung. Ebenfalls bemerkenswert ist die geothermische Aktivierung der Gründungspfähle. In Verbindung mit Wärmepumpen werden sie eine Leistung von rund 1.700 Megawattstunden jährlich liefern.
Anforderungen an die Bauphysik
Die Hochhäuser T1 und T4 sind reine Bürotürme mit Flächen für bis zu 4.000 Beschäftigte, der 173 Meter hohe T2 sowie der 120 Meter hohe T3 bieten in rund 600 Wohnungen Raum für bis zu 1.000 Menschen. Den Fassadenbauauftrag für T2 und T3 und das Podium konnte sich der Gundelfinger Fassadenspezialist Gartner sichern, AGC Interpane liefert rund 24.000 m2 Verglasung für die doppelt ausgeführten, 40.000 m2 großen Elementfassaden, die an vielen Stellen durch Loggien unterbrochen sind, sowie das Podium. Die Podiumsteile sind zum großen Teil als Pfosten-Riegel-Fassaden ausgeführt, im Sockelbereich des T3 wird die denkmalgeschützte Fassade integriert.
Für die Fassadenberatung und -entwicklung zeichneten Emmer Pfenninger Partner und Priedemann Fassadenberatung verantwortlich. Heidi Starré, während der Planungsphase Projektleiterin im Team von Emmer Pfenninger Partner, zu den Anforderungen an die Fassade: „Aufgrund der unterschiedlichen Materialien sowie der Faltungen und Knicke in den Fassaden war die Umsetzung der Elementfassade komplex. Sich gegenseitig beeinflussende oder gar widersprechende Planungsparameter wie Tageslichteinfall, Wärmeschutz, Kühllast- und Heizlastreduzierung stellten darüber hinaus hohe Anforderungen an die Bauphysik.“
"Eine Warme Kante gehört heute praktisch zum Standard"
Für die thermische Gebäudehülle aller Türme sollte trotz unterschiedlicher Nutzung ein identisches, hocheffizientes Grundkonzept entwickelt werden. Um Ucw-Werte von weit unter 1 W/(m²K) zu erreichen, wurden für die Sonnenschutzverglasung g-Werte von circa 0,34 vorgegeben. „Eine Warme Kante gehört heute praktisch zum Standard bei solchen Projekten, anders sind die geforderten bauphysikalischen Eigenschaften nicht zu erreichen“, fährt Starré fort.
Die Dreifachverglasung für die beiden Wohntürme hat von innen nach außen den Aufbau neutrales Sonnenschutzglas ipasol 70/37, Wärmedämmglas iplus 1.1 und Stopray Vision 60 Sonnenschutzglas mit verbesserter Wärmedämmung. Für das Podium ist eine Zweifachverglasung aus iplus 1.1 und Stopray Vision 62 beauftragt. In beiden Fällen wurde Super Spacer® SG als Warme Kante Abstandhalter verwendet. Joachim Stoß, Vice President International Sales bei Edgetech Europe/Quanex Inc., erklärt: „Die robotergestützte Applikation des Spacers von der Rolle ermöglicht minimale Toleranzen und stellt die Parallelität auch großer Scheiben sicher.“
Hoch selektive Sonnenschutzverglasung für „New Pavillon“ am Haus des Berliner Verlages
Städtebaulich ebenso bedeutend, wenn auch aus anderen Gründen, ist der Berliner Alexanderplatz. Das in seiner nordöstlichen Peripherie gelegene, 1970 bis 1973 errichtete „Haus des Berliner Verlages“ – das heutige „Pressehaus am Alexanderplatz“ – wurde lange Zeit als Abbruchkandidat gehandelt, um einem seit den 1990er Jahren geplanten Hochhauskranz zu weichen.
2015 wurde das vom Kollektiv Karl-Ernst Swora entworfene Gebäude jedoch unter Denkmalschutz gestellt, zwischen 2017 und 2021 aufwändig saniert und mit einem gläsernen Neubau erweitert. Zum Ensemble gehört auch das 2-geschossige ehemalige Pressecafé mit dem Wandfries “Die Presse als Organisator” von Willi Neubert, das nach der Wende unter einer Werbeblende verborgen und im Rahmen der Sanierung freigelegt wurde.
„New Podium“
Hinter dem Bestandshaus wurde nach den Entwürfen des verantwortlichen Büros gmp - Gerkan, Marg und Partner ein moderner, 7-stöckiger Glasbau, das „New Podium“ errichtet. Die oberhalb der Traufhöhe doppelt geneigten Dachflächen und das Spitzdach orientieren sich an der Architektur des benachbarten Scheunenviertels, die vertikalen Lisenen stellen eine Verbindung zum Altbau her. Interpane lieferte auch für dieses Objekt die hochselektive Sonnenschutzverglasung, mit dem Fassadenbau war der Gersthofener Fassadenspezialist seele beauftragt.
Das Verglasungsvolumen betrug insgesamt rund 7.000 m2 Zweifach-Isolierglas aus 10 bzw. 12 mm dreifach silberbeschichtetem ESG ipasol ultraselect 62/29 als Außenglas und VSG als Innenglas mit Super Spacer® T-Spacer SG als Warmer Kante. Daniel Bruckelt, Leiter der Isolierglasproduktion bei AGC Interpane in Plattling erklärt: „Diese Verglasung bietet eine hohe Tageslichttransmission bei einem niedrigen Gesamtenergiedurchlassgrad sowie eine besonders farbneutrale An- und Durchsicht aus jedem Winkel. Die Menge an Modelgläsern war bei diesem Gebäude relativ hoch und auch die Logistik stellte aufgrund der getakteten Baustellenanlieferung eine echte Herausforderung dar. Mit dem flexiblen Super Spacer konnten wir die bis 2,80 x 7,70 m großen und 1.600 kg schweren Isolierglaseinheiten auch bei kleinen Losgrößen auf der automatischen Linie wirtschaftlich und termingerecht fertigen.“
Super Spacer® Warme Kante für thermisch optimierte Fassaden
Das gesamte Ensemble ist LEED Gold zertifiziert. „Beim Aufbau von Immobilienportfolios werden die ESG-Kriterien immer wichtiger – allen voran natürlich im Hinblick auf den ersten Buchstaben E, der für Environment steht“, erklärt Stoß und fährt fort: „Ein Warme Kante Abstandhalter wie Super Spacer ist das einfachste Mittel, um Isolierglaseinheiten thermisch zu optimieren, denn die Leitfähigkeit des Abstandhalters im Randverbund ist mitentscheidend für die Wärmedämmwerte eines Fensters. Eine Faustformel besagt, dass eine Differenz von 0,04 W/mK beim längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Psi gleichbedeutend ist mit einer Verbesserung von 0,1 W/m2K beim Uw-Wert. Der Super Spacer Premium erreicht einen Psi-Wert von bis zu 0,028 W/mK und zählt damit zu den energieeffizientesten Abstandhaltern am Markt.“