In vielen Gebäuden sind zum Aufrechterhalten der Trinkwasserhygiene Spülmaßnahmen zusätzlich zur üblichen Entnahme erforderlich. Sie dienen in erster Linie dazu, das abgestandene Stagnationswasser auszutauschen und durch frisches Wasser zu ersetzen. In zweiter Linie dienen die Spülungen auch dazu, das sich auf kritische Temperaturen erwärmte Kaltwasser oder das auskühlende stagnierende Warmwasser auszuspülen. Eine Auswertung von 80.000 Legionellenproben durch die TU-Dresden zeigt den kritischsten Temperaturbereich.
Verteilsysteme im Fokus der Trinkwasserhygiene
Das Verteilsystem hat die zentrale Rolle, Kalt- und Warmwasser zu allen Entnahmestellen zu führen, an denen es benötigt wird. Auf diesen mitunter langen Wegen soll die negative Veränderung des Wassers möglichst geringgehalten werden. Chemische und mikrobiologische Beeinträchtigungen sollen hintangehalten werden, das Kaltwasser soll sich möglichst nicht erwärmen, das Warmwasser möglichst nicht abkühlen. Damit ist das Verteilsystem ein wichtiger Schlüsselfaktor für die Qualität, wie das Kalt- und Warmwasser den Verbraucherinnen und Verbrauchern zur Verfügung gestellt wird.
Die Festlegung der Spülmaßnahmen sollte dabei unbedingt unter Berücksichtigung des Verteilsystems erfolgen. Noch immer am gängigsten ist die T-Stück-Installation. Obwohl sie immer mehr von der Durchschleif-Installation und der Ring-Installation in ein Schattendasein gedrängt wird, hat sie ihre Berechtigung und ist eine Installationsart, die durchaus ihre Vorteile hat. Sie aufgrund der potenziellen Stagnationsrisiken als nachteilig einzuschätzen, ist nicht nur unfair, sondern auch eine stark vereinfachte Sicht der Dinge. Bei der T-Stück-Installation werden die Anschlussleitungen durch das Gebäude verlegt, von denen jeweils mit einem T-Stück über die Einzelanschlussleitung zu den Entnahmestellen abgezweigt wird. Die T-Stücke sind es auch, die dieser Installationsart ihren Namen gegeben haben.
Sie ist die Installationsart mit dem geringsten Wasserinhalt im Verteilsystem und daher bezogen auf das potenzielle Stagnationswasservolumen als vorteilhaft anzusehen. Nachteilig an der T-Stück-Installation ist der Umstand, dass die Einzelanschlussleitungen von den T-Stücken bis zu den Entnahmestellen bei ausbleibender Nutzung nicht durchspült werden.
Dieses potenzielle Risiko wird bei der Durchschleif-Installation dadurch reduziert, dass die Anschlussleitung jeweils von einer Entnahmestelle zur nächsten durchgeschleift wird. Sie wird auch als Reihen-Installation, Reihenleitung oder Durchschlauf-Installation bezeichnet.
Auf den ersten Blick ersichtlich ist die größere Leitungslänge und damit verbunden auch der größere Wasserinhalt im Vergleich zur T-Stück-Installation. Insbesondere bei Einlocharmaturen ist bei allen Durchschleiftechniken zu beachten, dass in der Einzelzuleitung vom Eckventil bis zur Armatur wie bei jeder T-Stück-Installation Spülmaßnahmen erforderlich sind. Bei Einlocharmaturen ist der Vorteil von Durchschleiftechniken daher zu hinterfragen. In allen anderen Fällen reicht eine häufig genutzte Entnahmestelle am Strangende, um für einen ausreichend Wasseraustausch im Verteilsystem zu sorgen.
Aus der Durchschleif-Installation kann schließlich eine Ring-Installation oder Ringleitung gebildet werden. Sie entspricht vom Prinzip her einer Durchschleif-Installation, die an ihrem Ende zu einem Ring geschlossen wird. Dabei wird jede Entnahmestelle immer von beiden Seiten versorgt und bei jeder Entnahme der gesamte Ring durchströmt. Dies ermöglicht zwar, die Rohrleitungsdimension zu verringern, die Länge der Anschlussleitung und der Wasserinhalt erhöhen sich jedoch im Vergleich zur Durchschleif-Installation nochmals.
Werden Durchschleiftechniken bei Warmwasser-Verteilsystemen mit Zirkulation eingesetzt, ist besonders bei Unterputz- und Wandarmaturen auf die Vermeidung von Wärmebrücken zu achten. Sie entstehen dann, wenn die durchgeschliffene zirkulierende Warmwasserleitung zu nahe an die Unterputz- oder Wandarmatur herangeführt wird. Die Folge ist eine Erwärmung des Armaturenkörpers und des Kaltwassers. Dadurch stellt sich meist ein besonders kritische Temperaturniveau im Bereich zwischen 30 °C und 40 °C ein. Die Abhilfemaßnahme klingt banal – die Zirkulation sollte keinesfalls bis direkt an die Armatur herangeführt werden. Damit entsteht jedoch wieder eine nicht durchströmte Einzelzuleitung wie bei der T-Stück-Installation, die bei Spülplänen zu berücksichtigen ist.
Doch auch die Durchschleif- und die Ring-Installation ersparen nicht das Spülen nicht genutzter Armaturen, denn letztendlich muss auch das Stagnationswasser in den Armaturen selbst erneuert werden, um einen hygienisch sicheren Betrieb zu gewährleisten. Lediglich die Spülmenge kann reduziert werden, denn sofern im gesamten System ausreichend gezapft wird, sind bei der Durchschleiftechnik endständige Spülmaßnahmen nur mehr zum Wasseraustausch in den Armaturenanschlüssen und in den Armaturen selbst von Nöten. Diese endständigen Spülmaßnahmen sind auch dann erforderlich, wenn Spülstationen im Strang vorhanden sind.
Lesen Sie diesen Artikel auf Seite 29 in der aktuellen Ausgabe 4/2024!
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