7-8a_2023 Heizung

Woher soll die benötigte Energie in Zukunft kommen?

Thomas Unterberger
Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Verbands Photovoltaic Austria (PV Austria).
Thomas Unterberger

Das Thema Energiever­sorgung ist ein brennendes, und das seit Dekaden. ­Ukraine-Krieg, Klimakrise und letztendlich auch die starke Inflation haben in den letzten Monaten noch mehr Öl ins Feuer gegossen, um eine plumpe, aber dennoch treffende Allegorie zu verwenden.

von: Martin Pechal

Der Bundesverband Photovoltaic Aus­tria ist ein kompetenter, institutioneller Ansprechpartner für Photovoltaik und tragende Säule in puncto Energieversorgung, Energiemanagement und Stromspeicherung. Seine Aufgabe ist es, die Branche mit einer starken Stimme gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zu vertreten und notwendige Rahmenbedingungen für eine der wichtigsten Zukunftstechnologien zu schaffen bzw. voranzutreiben. Über 310 Betriebe und mehr als 100 Private zählen zu den Mitgliedern der PV Austria, die sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette wiederfinden. Vera Immitzer ist nicht nur Geschäftsführerin des Verbands Photovoltaic Austria (kurz: PV Austria), sondern auch langjährige Branchenkennerin. Mit dem „Gelben“ sprach Immitzer u.a. über die wichtigsten aktuellen Agenden und Aufgaben der Zukunft:

Photovoltaik ist en vogue – man könnte salopp formulieren: „das Stammtischgespräch Nummer eins“ ... Wie geht es Ihnen damit?
Immitzer: Ja, Photovoltaik ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der enorm hohe Strompreis im vergangenen Jahr hat die Bevölkerung restlos von den Vorteilen der Photovoltaik und der eigenen Stromproduktion überzeugt. Die Flucht nach vorn, hin zu nicht nur stabilen, sondern auch günstigen Strompreisen, führt unweigerlich zur eigenen PV-Anlage. Dementsprechend gefordert war die gesamte Branche.

Reicht der aktuelle PV-Zubau oder bedarf es größerer Anstrengungen?
Immitzer: Zweiteres. Erst kürzlich wurde der Entwurf des österreichischen Netzinfrastrukturplans vorgestellt. Mit diesem möchte das Bundesministerium für Klimaschutz den Bedarf des österreichischen Stromnetzes, zumindest auf der obersten Netzebene, ermitteln. Die Studienautoren des Umweltbundesamts gehen von einem deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs aus. Grund ist die Umstellung der Wärmeerzeugung, der Mobilität und Industrie auf erneuerbaren Strom – denn nicht zuletzt geht es um die Klimaneutralität, die wir in Österreich bis 2040 erreichen wollen.

Wenn der Stromverbrauch steigt, heißt das dann auch, dass mehr PV-Anlagen benötigt werden?
Immitzer: Ja genau. Es müssen noch mehr Anlagen installiert werden, als bisher angenommen. Die aktuell installierte Leistung von ca. 3,8 GW ist bis 2030 zu verfünffachen und bis 2040 sogar zu verzehnfachen, damit wir 41 TWh Strom aus PV haben und ca. 30 Prozent des Stromverbrauchs decken können; das heißt: Mehr Tempo ist nötig!

Was sind die wichtigsten Agenden des Verbands Photovoltaic Austria aktuell? 
Immitzer:
Aktuell beschäftigen uns die Stromnetze am meisten. Endlich haben wir die lang erwartete hohe Nachfrage und ­einen nennenswerten PV-Zubau; jedoch stoßen wir jetzt schon mit der Netzeinspeisung an unsere Grenzen. Sehr oft können PV-Anlagen mittlerweile nur mehr einen Teil des produzierten Sonnenstroms ins Netz einspeisen, oft auch gar nichts. Das ist natürlich sehr bitter – man möchte einen Beitrag zur Energiewende und damit auch gegen die Klimakrise leisten und scheitert schlussendlich an einem veralteten Stromnetz ...

Wie laufen allgemein die Zulassungs­verfahren für Anlagen? Können diese in naher Zukunft beschleunigt werden?
Immitzer: Die Zulassungsverfahren sind in den österreichischen Bundesländern äußerst divers und kein Bundesland gleicht in den Vorgaben dem anderen. Vollkommen unverständlich ist, warum eine PV-Anlage in Tirol nach viel strengeren Kriterien genehmigt wird als in Niederösterreich. Wir prangern das seit Jahren an und weisen auf den Deregulierungsbedarf hin.

Stichwort: Deregulierung – was tut sich beim Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz?
Immitzer: Das Beschleunigungs-Gesetz wurde bereits zu Jahresbeginn von Seiten des Klimaschutzministeriums angekündigt, um eine deutliche Verbesserung und vor allem österreichweit einheitliche Regelungen für den Ausbau der Erneuerbaren zu schaffen. Wir sind derzeit in die Konzept­erstellung eingebunden, da wir auf Grund unseres Genehmigungsleitfadens einen sehr guten Überblick haben, aber auch aus der Praxis wissen, wo der Schuh drückt. Bis dieses ­österreichweit einheitliche Gesetz vorliegt, sind wir aber noch auf das Engagement der Bundesländer angewiesen.

Gelingt es den Bundesländer, praktikable Lösung zu schaffen?
Immitzer: Das Engagement in den meisten Bundesländern ist nach wie vor überschaubar. Das ist insofern verwunderlich, als dass – bis auf Oberösterreich – kein Bundesland sein Jahressoll erreicht hat. Den größten ­Ausbaubedarf hat Niederösterreich vor sich. Wie hier der Ausbau gelingen soll, ohne ausreichend nutzbare PV-Zonen ist vollkommen unklar. Erst kürzlich hat die Steiermark ein Deregulierungsgesetz beschlossen, das den Namen eigentlich nicht verdient. Da werden gleich drei Landesgesetze aufgemacht und anstatt den Rotstift anzusetzen, werden nur vergleichsweise kosmetische Anpassungen vorgenommen – für uns als PV Austria unverständlich!

Das ungekürzte Interview finden Sie auf Seite 48-49 der aktuellen Ausgabe 7-8a/23 oder digital am AustriaKiosk!


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