Zunächst war da ein offener Brief – nun will die Allianz für Grünes Gas ihre Bemühungen verstärken:
Zuerst eine Frage zur Allianz selbst – gibt es die schon länger oder hat sie sich aus dem traurigen Anlass des Ukraine-Kriegs und dessen Auswirkungen gegründet?
BIM KR Michael Mattes: Die Bundesinnung hat das Problem des Weiterbetriebs von Gasheizungen in Bezug auf die Klimaziele schon früh erkannt. Schlussendlich haben die Überlegungen, wie man den über eine Million Haushalten, die aktuell mit Gas heizen, helfen kann, weiter ihre Heizungen zu betreiben, letztes Jahr zu einem Beschluss des Bundesinnungsausschusses geführt. Die Bundesinnung hat sich entschlossen, mit anderen Stakeholdern, Verbänden und Unternehmen eine Allianz für Grünes Gas zu gründen. Nicht nur um die Politik endlich zum Handeln zu bewegen, sondern auch um die Bevölkerung über die Chancen des Grünen Gases zu informieren. Dieses Jahr ist dann noch der Ukraine Krieg mit all seinen Versorgungsschwierigkeiten dazu gekommen, womit die Allianz richtig Fahrt aufgenommen hat.
Wer sind die wichtigsten Player dieser Initiative?
Mattes: Bislang konnten Netzbetreiber aus dem Burgenland, Niederösterreich, der Steiermark, Wien und Oberösterreich genauso für die Allianz gewonnen werden, wie sich namhafte Unternehmen und Interessenverbände wie WKNÖ, Rauchfangkehrer, der Handel, Immobilien- und Vermögenstreuhänder, die Industrie und viele andere der Allianz angeschlossen haben.
Wird sich realistischerweise genug Biogas in Österreich produzieren lassen? Wenn ja, in welchem Zeitrahmen?
Mattes: Zahlreiche Studien belegen, dass Österreich über ein Biogaspotenzial auf Reststoffbasis von bis zu vier Milliarden Kubikmetern verfügt, also ein Vielfaches der Menge, die im Raumwärmebereich benötigt wird. Die rasche Hebung dieses Grün-Gas-Potenzials würde uns auch von Energieimporten unabhängiger machen und entscheidend zur Versorgungssicherheit beitragen. Wichtig ist jedoch, die gesetzliche Grundlage mit der Umsetzung des angekündigten Grün-Gas-Gesetzes dafür zu schaffen, um die heimischen Potenziale an Grünem Gas zu heben, damit das im Regierungsprogramm definierte Ziel von fünf Terrawattstunden im Gasnetz bis 2030 erreicht werden kann.
Was wird aus Ihrer Sicht die beste Lösung in Sachen Energie sein?
Mattes: Jeder vierte österreichische Haushalt heizt mit Gas. Diese Haushalte, aber auch tausende Gewerbebetriebe könnten ihre Heizung künftig klimaneutral betreiben: mit dem Grünen Gas Biomethan. Die bestehende, bewährte Infrastruktur – von den Gasspeichern über das Leitungsnetz bis hin zu den Geräten im Haushalt – lässt sich problemlos auch mit erneuerbaren Gasen verwenden und durch den Einsatz von modernen Gastechnologien sogar noch energiesparender nutzen. Die Stilllegung der bestehenden und die Schaffung einer neuen, milliardenteuren Infrastruktur im Heizungsbereich widerspricht eindeutig dem Prinzip des leistbaren Wohnens und würde auch einen sachlich nicht gerechtfertigten Eigentumseingriff darstellen.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch auf Seite 16 der aktuellen Ausgabe 5/2022!