Wie die Ergebnisse einer Studie der Energieagentur aufzeigen, ist die Beendigung russischer Erdgasimporte bis 2027 möglich. Der Erdgas-Exit kann aber nur mit der vermehrten Nutzung von Holzzentralheizungen, Biomasse-Nah- und Fernwärme sowie Holzkraftwerken und Holzgas erreicht werden. Auch die Ressourcenpotenziale in den heimischen Wäldern sind vorhanden. „Aktuell liegen über 250 Mio. fm an Nutzungsrückständen in unseren Wäldern. Durch den Abbau dieser Rückstände und Gebrauch dieser nachhaltig verfügbaren Holzmenge könnte neben der stofflichen Nutzung ausreichend Energie erzeugt werden, um den Gasbedarf für Raumwärme, Fernwärme und Stromerzeugung der kommenden Jahre zu decken“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbands.
10-Punkte-Programm zum Erdgas-Exit
Bereits Anfang März legte der Biomasse-Verband ein 10-Punkte-Programm zum Ausstieg aus Erdgasimporten vor. Dieses verfolgt einen umfassenden Ansatz von Rohstoffaktivierung bis hin zum klimaeffizienten Rohstoffeinsatz, vom Wald bis zur Baustelle. „Durch die Klimakatastrophen fällt immer mehr Holz an, das nur energetisch verwertet werden kann. Grund dafür sind die steigenden Waldschäden durch Sturm und Borkenkäfer sowie der stark gestiegene Waldpflegeaufwand. Die große Herausforderung der kommenden Jahre wird das Ausbalancieren von Angebot und Nachfrage sein“, gibt Titschenbacher zu bedenken. Gelingt es, die nachhaltig verfügbaren Potenziale in Land-, Forst- und Abfallwirtschaft zu aktivieren, kann die Bioenergienutzung von aktuell 250 PJ auf 450 PJ erhöht werden. Die in den vergangenen Jahrzehnten aufgebauten Nutzungsrückstände im Wald können darüberhinaus noch zusätzlich eingesetzt werden, um die Verbrauchsspitzen der nächsten Jahre abzudecken.
Bioenergie in Österreich
Mehr als die Hälfte der verbrauchten erneuerbaren Energie in Österreich stellt die Bioenergie bereit. Holzbrennstoffe basieren auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Diese würden sonst ungenutzt verrotten. Damit ist Bioenergie der günstigste nachhaltige Brennstoff für erneuerbare Fernwärme, die Beheizung von Haushalten, KWK-Anlagen, die Energieversorgung der Holzindustrie. Für einen Kubikmeter verbautes Holz fallen entlang der Wertschöpfungskette sechs Kubikmeter Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung. Die Nutzung von Bioenergie sollte laut IPCC forciert werden und ist die Grundlage zur Erreichung negativer Emissionen (BIOCCS, Biokohle), die für die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles notwendig sind. Gleichzeitig unterstützt sie den Kohlenstoff-Vorratsaufbau im Wald (Klimawandelanpassung, Waldpflege, Forstschutz).