Der eine denkt an seine Karriere, der andere an sein Unternehmen. Der eine holt das kurzfristige Maximum heraus, der andere das langfristige Optimum. Der eine tut fast alles, was ihm aufgetragen wird, der andere fragt sich, wo er aktiv werden soll. Steckt hinter diesem Klischee auch eine Realität? Natürlich gibt es auch wunderbar weitblickende und unternehmerische Manager. Aber wenn man sich die Welt der Shareholder-Value-orientierten Konzerne ansieht, dann kann man dem Eingangssatz schon auch etwas abgewinnen. Manager treffen häufig rationale bis harte Entscheidungen, z. B. für einen Stellenabbau zugunsten von Kosteneinsparungen. Sie müssen ja bei jedem Quartalsbericht „liefern”. Sie müssen begründen können, wenn einmal die Ziele nicht erreicht werden. Sie achten ständig auf ihr Image, ihre Kontakte zu den Leuten über ihm. Sie stehlen sich manchmal bei Fehlern aus der Verantwortung, was Unternehmern kaum möglich ist.
Schwieriger Kampf
Am Markt ist der KMU-Unternehmer oft der Macht, dem Kapitalzugang und der Lobby des Managers unterlegen. Dem Unternehmer geht es um seine persönlichen Ideen, seine Erfüllung, das langfristige Bestehen und den nachhaltigen Wert seines Unternehmens, auch um Umwelt und Gesellschaft. Und das macht einen großen Unterschied. Er verdient oft weniger als ein Konzern-Boss, aber er freut sich über engagierte und treue Mitarbeiter, zufriedene Kunden und ein Umfeld, das ihn schätzt. Warum aber werden gerade diese sehr verantwortungsvoll agierenden Unternehmer im Wettbewerb benachteiligt? Warum zahlen sie prozentuell mehr Steuern als internationale Konzerne? Warum müssen sie mehr unter belastender Bürokratie leiden? Wieso wird ihnen der Zugriff zu Kapital und gut ausgebildeten Mitarbeitern schwer gemacht? Wieso setzen sich Regierungen und Gewerkschaften mehr für die Arbeitsplätze oder die Existenz von „too big to fail“-Großfirmen ein, die nur Gewinn maximieren oder in Billiglohn-Länder abwandern wollen, während kleinere Unternehmen still sterben? Warum ist der Unternehmer in den Medien unsichtbarer und in der Politik durchsetzungsschwächer? Weil wir es in der westlichen Welt zugelassen haben, dass unser Wirtschaftssystem diese Ungleichheit noch weiter verschärft. Und wir schauen dem täglichen harten Kampf der uns am meisten erhaltenden, brav Steuern zahlenden und den Standort sichernden Unternehmen achselzuckend zu. Weil wir ausblenden, dass ohne Mittelstand unsere Gesellschaft natürlich noch gespaltener ist und die Anzahl der Working-Poor, der Arbeitslosen und sozial Schwachen weiter steigt, wenn Teile des Mittelstands dorthin abrutschen – was jetzt von Pandemie, Wirtschafts- und Klimakrise nochmals verschärft wird. Wir brauchen ein neues Wirtschaftssystem, welches gesundheitliche, ökologische, soziale und ökonomische Erfordernisse vereint und deshalb dem Mittelstand eine faire Chance gibt. Dem Mittelstand mit seinen Unternehmern, welche die richtigen Dinge tun.
Diesen Beitrag finden Sie auch ab Seite 16 der aktuellen Ausgabe 4/2021!