Ich bin als Unternehmerkind mit der Branche aufgewachsen. Als Kind dachte ich, dass jeder Mensch in Österreich die Aquatherm kennt. Irgendwann einmal Teil der Firma zu werden, war nie zwangsläufig vorgesehen, ich habe es aber auch nie ausgeschlossen; es war für mich immer etwas, das ich „gerne mal machen wollte“, aber ich wusste gleichzeitig auch, dass ich zuerst fremde Luft schnuppern und etwas anderes kennenlernen wollte. Dennoch war die Entscheidung für ein Wirtschaftsstudium nicht ganz unabhängig von diesen Gedanken. In die Branche gekommen bin ich, weil relativ zeitgleich mit dem Abschluss meines zweiten Studiums Theater-, Film- und Medienwissenschaft die Entscheidung gefallen war, die kommunikativen Aktivitäten der Firma Eder zu bündeln und eine Marketingstelle zu schaffen. Ich wurde gefragt, ob ich sie übernehmen wolle – und habe natürlich zugesagt. Auch wenn ich zwischendurch einen kurzen Abstecher in den Bereich Softwaredienstleistungen gemacht habe, bin ich gerne in der SHK-Bubble unterwegs.
Die Branche und die Frauen …
Als Frau in dieser Branche finde ich es schön, dass es einfach ist, Kontakt zu bekommen. Man ist recht schnell bekannt, kommt leichter ins Gespräch. Ich habe oft das Gefühl, dass sich die Männer freuen, mit einer Frau zu reden und dass sich gleichzeitig auch die Frauen oft freuen, wenn sie auf eine weibliche Ansprechpartnerin treffen; das ist nicht überall so und erzeugt ein angenehmes Klima. Gleichzeitig steht man als Frau manchmal auch mehr auf dem Prüfstand und muss mehr Kompetenz beweisen, die bei Männern in vergleichbaren Positionen eher vorausgesetzt wird.
Das hauptsächliche Problem ist, dass es Frauen oft sehr schwer haben, Karriere zu machen und dass im gesellschaftlichen Selbstverständnis Carearbeit immer noch in den Händen der Frau verortet ist. Frauen werden immer noch im Querschnitt der Bevölkerung als verantwortlich für Kinder und Haushalt gesehen und haben einer Menge Vorurteilen zu begegnen, wenn sie dem nicht entsprechen. Ob es genug Frauen gibt und wie die Branche mit einem höheren Frauenanteil aussehen würde, ist schwer zu sagen. Ich denke, dass jede Branche ihren Charakter hat, der weniger von der Geschlechterverteilung als eher vom Thema der Branche bestimmt wird. Ich glaube gar nicht, dass sich Werbeagenturen oder psychotherapeutische Praxen per se stark verändert haben, weil sie feminisiert wurden. Es wäre natürlich toll, wenn das Thema mehr Frauen anziehen würde, weil vielleicht auch wieder neue Sicht- und Denkweisen entstehen würden, was ich persönlich immer als Bereicherung sehe.
Familie und Karriere – geht sich das aus?
Ich denke, das lässt sich pauschal nicht beantworten, das kommt auf die Lebenssituation der einzelnen Personen und der betreffenden Familien an. Um eine gute Balance zu finden sowohl zwischen Privat- und Familienleben als auch der Karriere, braucht es flexible Modelle, was die Arbeitszeit und den Arbeitsort betreffen, sowie eine gute Infrastruktur und/oder familiäre Unterstützung. Mit einem unterstützenden Umfeld ist das aber mit Sicherheit möglich, obwohl ich gesellschaftspolitisch hier schon noch Luft nach oben sehe.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch ab Seite 8 der aktuellen Ausgabe 4/2021!