Was unterscheidet den Menschen eigentlich vom Affen? Das sind hauptsächlich zwei Fähigkeiten, sagt die Wissenschaft: Zum einen die Fähigkeit, Werkzeuge zu erfinden – zum anderen die Fähigkeit, Schönes zu erschaffen. Beides ist gefragt, um ein zeitgemäßes Bad zu bauen – mehr denn je.
Technik und Ästhetik, das war im Bad immer so ein Hin und Her. Vor ein paar Jahren war klar, dass Design den Vorrang vor der Funktionalität hat. Weil es gab da ja wenig Neues. Die Technik funk-
tionierte, und auch heißes und kaltes Wasser war schon erfunden. Also standen neue Designideen im Mittelpunkt. Für die ausgefallensten Formen bei Armaturen, Wannen und Waschtischen standen Stararchitekten aus der ganzen Welt Pate. Das brachte dem Badezimmer einen gewaltigen Schub an Aufmerksamkeit. Wenn Namen wie Alessi oder Starck nicht nur mit Zitronenpressen, Kleidern und Uhren in Verbindung gebracht wurden, sondern auch mit der morgendlichen Katzenwäsche, dann war klar: Das Badezimmer rückt vom Rand der Wohnung ins Zentrum. Die Technik dahinter hatte einfach da zu sein und keine Scherereien zu machen.
Wenige Jahrzehnte davor war das genau umgekehrt. Der Einhandmischer, die Thermostatarmatur oder der beleuchtete Spiegelschrank waren einmal echte Innovationen, die einen Riesensprung bei Komfort und Hygiene im Bad gebracht hatten. Da galt es, nach und nach alle Menschen in den Genuss der Vorzüge moderner Badezimmertechnik zu bringen. Wie die Armatur geformt war, aus der das Wasser in irgendein Becken plätscherte, war hingegen so ziemlich egal – Hauptsache, beides war lieferbar und hatte einen Abfluss unten dran.
Das sind immer so Wellenbewegungen, seit unsere Vorfahren beschlossen haben, vom Baum herunterzusteigen und aus ihren beiden hervorragendsten Fähigkeiten mehr zu machen. Einmal ist‘s die Technik, dann wieder die Schönheit, die mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit liegt. Ich habe den Eindruck, dass wir im Moment ungefähr am Schnittpunkt der beiden Wellenbewegungen sind. Der hohe ästhetische Standard bei der Badgestaltung wird zunehmend ergänzt durch immer neue Angebote, die mit technischen Lösungen zusätzlichen Kundennutzen stiften sollen. Die Palette reicht vom Dusch-WC über berührungslose Anwendungen von Nah (via Handbewegung) und Fern (via App) bis zu den verschiedenen Varianten der bodenebenen Abflüsse, die noch mehr Spielraum und noch mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung des Badezimmers bringen. Die Badplanung ist so spannend wie noch nie. Anregungen dazu finden Sie auf den kommenden Seiten – sowohl für die Technik als auch fürs Design. Nur Affen kommen keine mehr vor. Denen reicht ein Bad im Teich.
Editorial 5a/2014
Was unterscheidet den Menschen vom Affen? Im Bad zeigt es sich.
- Tiroler Design in Mailand
- Editorial 5/2014