Die unvorstellbaren Wassermassen haben die Landschaft unterspült, Oberflächengewässer und Kläranlagen überflutet und alles mitgerissen, was ihnen in die Quere kam. Harmlose Gegenstände wurden genauso erfasst wie Gifte und Krankheitserreger. Gelangt diese Brühe in das Trinkwasser, wird es genussuntauglich. Eine Notversorgung muss geschaffen werden. Diese Aufbereitungsmaßnahmen inmitten einer zerstörten Infrastruktur aufzubauen, ist eine wahre Herausforderung. Erfahrungen vom Hochwasser in Deutschland, Tschechien und Österreich im Jahr 2002 lassen befürchten, dass es Monate dauern wird, bis wieder eine sichere Rohwasserqualität gewährleistet ist.
Wenn Keller oder andere Gebäudeteile unter Wasser stehen, können Krankheitserreger, Giftstoffe und Schmutzpartikel über die überfluteten Bauteile in die Hausinstallation eindringen. Ganz besonders betroffen sind Bauteile mit Öffnungen für Abläufe, Überläufe, Belüftungen und Entlüftungen (z. B. Systemtrenner, Sicherheitsventile). Auch auf Baustellen und in Lagerhallen kann es vorkommen, dass noch nicht fertiggestellte oder gelagerte Bauteile für Trinkwasser-Installationen überflutet werden.
Kürzere Starkregen können fallweise in Eigenwasserversorgungsanlagen eindringen, ohne Überflutungen im Gebäude selbst zu verursachen. Katastrophen wie im Juli mit ihren Wassermassen können mitunter auch größere Versorger in Bedrängnis bringen und deren Systeme kontaminieren. Das Gefährliche daran: Solange keine sichtbaren Schäden oder Überschwemmungen auftreten, bleiben diese Vorfälle zunächst unbemerkt. Hier ist das Risikomanagement entlang der gesamten Prozesskette vom Einzugsgebiet für die Gewinnung bis zur Bereitstellung am Wasserhahn gefordert, wie es in der EU-Trinkwasserrichtlinie vorgesehen ist.
Unabhängig davon, auf welchem Weg die Überflutung erfolgt ist und welche Bauteile mit dem Hochwasser in Kontakt gekommen sind: In jedem Fall ist größte Vorsicht geboten! Neben der Kontamination des Trinkwassers können auch Korrosionsprozesse an Rohren und Bauteilen verursacht werden.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch auf Seite 30 der aktuellen Ausgabe 9/2021!