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THE TOKYO TOILET Project fertiggestellt

Alle Fotos: © The Nippon Foundation / TOTO Ltd
Von der traditionellen japanischen Architektur inspiriert und in der Formensprache schlicht und zurückhaltend zeigt sich das von Marc Newson entworfene Toilettenhaus.
Alle Fotos: © The Nippon Foundation / TOTO Ltd

Im Rahmen des Stadterneuerungsprojekts THE TOKYO TOILET, ein Projekt der Nippon Foundation, wurden 17 öffentliche Toilettenhäuser des Tokioter Stadtbezirks Shibuya mit der Expertise von TOTO als Berater und Ausstatter der sanitären Einrichtungen fertiggestellt.

von: Redaktion

Japan ist bekannt als das sauberste Land der Welt. Das manifestiert sich sogar in den öffentlichen Toiletten des Landes. Daher wundert es nicht, dass sich weltbekannte Stararchitekten wie die Pritzker-Preisträger Tadao Ando, Toyo Ito, Shigeru Ban und 13 weitere Architektinnen und Designer auf Einladung der Nippon Foundation des Themas der öffentlichen Toiletten angenommen haben. Das Projekt hat weltweit für Beachtung gesorgt, denn jedes der entstandenen Toilettenhäuser ist ein Kunstwerk. Ziel war es, das Konzept der öffentlichen Toiletten ganz neu zu denken und Orte zu schaffen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher und sauber für alle Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlicher Beeinträchtigung, genutzt und erlebt werden können.

Omotenashi-Kultur

Den Menschen ein angenehmes Toilettenerlebnis zu ermöglichen und somit auch der berühmten Omotenashi-Kultur der zuvorkommenden Gastfreundschaft Genüge zu tun, war das erklärte Ziel der Nippon Foundation und aller Beteiligten. Dabei geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Gast wohl fühlt und ein Höchstmaß an Sauberkeit herrscht. Die Sanitäranlagen sollten entsprechend einladend, sicher, hygienisch und einfach zu nutzen sein. Darüber hinaus spielte vor allem die Inklusion eine große Rolle. Und so sind die nun fertiggestellten öffentlichen Toiletten allesamt auch Geschlechter übergreifend und barrierefrei zugänglich für Menschen mit körperlichen und visuellen Einschränkungen. Sie bieten zudem eine variierende Auswahl an Ausstattungen, die speziell für die Bedürfnisse älterer, schwangerer oder Menschen mit kleinen Kindern ausgelegt sind. Die Toilettenhäuser sind neben ihrer durchdachten Funktionalität jedes für sich ein herausragendes Designexempel:  einzigartig, individuell und einladend. Das THE TOKYO TOILET Project findet nun seinen Abschluss mit den vier zuletzt fertiggestellten Sanitäranlagen von Junko Kobayashi, Marc Newson, Sou Fujimoto und Miles Pennington.  

Marc Newson – solide, heimelig und hygienisch

Direkt unter der vielbefahrenen Stadtautobahn Nr. 4, neben einem massiven Brückenpfeiler, steht das von Marc Newson entworfene Toilettenhaus. Der renommierte Designer, der unter anderem für Kunden wie Louis Vuitton und Nike arbeitet, nimmt mit der geschwungenen Dachform des Gebäudes Bezug auf die traditionelle japanische Architektur, die oft in Schreinen, Tempeln oder ländlichen Gegenden gefunden wird. Sie soll, zusammen mit der soliden, kompakten Form des Gebäudes, Ruhe und Behaglichkeit bringen in die hektische und hypermoderne Umgebung der geschäftigen Millionenmetropole. Durch die Sichtbetonfassade und durch die mit der Zeit entstehenden Patina des Kupferdaches verschmilzt das Toilettenhaus immer mehr mit der Umgebung und wird ein Teil von dieser. Details wie die abgerundeten Ecken des Kubus und der Türöffnungen sowie insbesondere die warme Beleuchtung des Gebäudes unterhalb der Dachkante, wirken im Kontrast dazu harmonisch und behaglich. Um das Gefühl der Sauberkeit und Sicherheit zu unterstreichen, hat Marc Newson die kompletten Innenräume einfarbig in hellem Blaugrün und einer glatten, nahtlosen Oberfläche gestaltet. Die funktionelle Ausstattung umfasst neben dem WASHLET von TOTO unter anderem einen Kindersitz und spezielle Infrastruktur zur Stomaversorgung. 

Miles Pennington / DLX Design Lab – mehr als nur eine Toilette

An einer Kreuzung dreier Straßen, in markanter Lage, hat der Designprofessor Miles Pennington zusammen mit DLX Design Lab der Universität Tokio die öffentliche Toilette als solche komplett neu interpretiert. Die Nutzung als Toilette tritt dezent in den Hintergrund und überlässt die große Bühne einem Multifunktionsraum, nutzbar etwa für Ausstellungen, als Pop-up Kiosk, Infozentrum oder Outdoorkino. In den Boden versenkbare Poller können dort mit Holzbalkon zusammengeschalten werden und dienen als flexibel gestaltbare Sitzgelegenheit. Pennington möchte durch die zusätzliche Belebung den Trend umkehren, dass öffentliche Toiletten wenig genutzt werden und dadurch in Vergessenheit geraten. Die einzelnen Toilettenräume gliedern sich an drei Seiten um den zum Teil überdachten öffentlichen Außenraum des ganz in Weiß gehaltenen Gebäudes. Es gibt zwei für jeden Menschen zugängliche barrierefreie Universalkabinen mit TOTO WASHLETS, Wickeltisch und Kindersitz sowie eine weitere Kabine mit Urinalen.

Junko Kobayashi, Gondola Architects – Stahlzylinder mit gelbem Himmelsschirm

Eine echte Koryphäe auf dem Gebiet der Gestaltung von Toiletten ist die Architektin Junko Kobayashi. Als Präsidentin der Japanischen Toilettenvereinigung (JTA) und Autorin von Büchern wie „Die Toilette verändert sich“ liegt ihr sehr daran, das schlechte Image öffentlicher Sanitäranlagen ins Positive zu wandeln. So soll die sonnengelbe ovale Scheibe, die über den Stahlblechzylindern mit ihrer rostigen Patina schwebt, das dunkle und gedrungene Gefühl unter den Hochbahnschienen der Sasazuka Station aufheben zu einer himmelähnlichen Öffnung. Das gesamte Ensemble aus unterschiedlich hohen und dicken Stahlblechzylindern vergleicht Kobayashi mit einem „störrischen alten Mann, der immer über die Menschen wacht, und gleichzeitig eine lustige und unterhaltsame Atmosphäre schafft“. Dementsprechend verwundert es nicht, dass aus den runden Fensteröffnungen der Stahlwandungen die Umrisse niedlicher Häschen schauen.

Sou Fujimoto – ein Brunnen in der Stadt

Einen öffentlichen Raum mit Zugang zu Wasser, einen Brunnen in der Stadt, hat der international tätige Architekt Sou Fujimoto entworfen. Das strahlend weiße, geschwungene Gebäude hat einen oval gefassten und dennoch offenen Innenhof mit Handwaschplätzen und Trinkwasserstellen in unterschiedlichen Höhen für Kinder, Erwachsene und Menschen im Rollstuhl. Hier kann man sich treffen und ins Gespräch kommen, auch wenn man die Toilette nicht nutzt. Es ist die neue Interpretation eines traditionellen Konzepts, das Fujimoto mit dem Treffpunkt rund um die Wasserstelle geschaffen hat, das über die eigentliche Funktion einer öffentlichen Sanitäranlage hinausgeht. Das Weiß der Innenräume und der Fassade steht dabei als Ausdruck für Hygiene und Sauberkeit, auch und gerade, wenn es um die Instandhaltung geht. So kümmert sich die Nippon Foundation zusammen mit TOTO als Berater um die kontinuierliche Verbesserung der Reinigungsmethoden für alle Sanitäranlagen des THE TOKYO TOILET Project, bevor die Wartung im Frühjahr 2024 an die Stadtverwaltung von Shibuya übertragen wird.

Mehr Informationen unter tokyotoilet.jp


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