Trockenheit, Waldbrände, Überflutungen - Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile in ganz Österreich spürbar. Als im Jahr 2018 die Familie von Nina Bruckner, Studierende im Masterstudiengang Energie- und Umweltmanagement, von einem Hochwasser betroffen war, stellte sie sich zum ersten Mal bewusst die Frage, warum es eine Diskrepanz zwischen dem Wissen über den menschengemachten Klimawandel und dem klimaschädlichen Verhalten vieler Österreicher gibt. In ihrer Diplomarbeit versucht die Studentin dieser Frage auf den Grund zu gehen.
Fragebogen und Inhaltsanalyse
Dass der Kauf von Äpfeln aus der Region besser ist als der Kauf von Avocados aus Übersee, oder dass das Fahrradfahren eine bessere Alternative zum Auto darstellt, das ist vielen bewusst. Dennoch bleibt das Auto Transportmittel Nummer eins und der Absatz von Avocados ungebremst hoch. Das Wissen über den Einfluss des Menschen auf das Klima alleine reicht nicht aus, um beim Einzelnen eine Veränderung im Lebensstil herbeizuführen. Um diesem Phänomen, dem sogenannten „Attitude-Behaviour-Gap“, sprich: den Barrieren, welche für eine ausbleibende Handlung sorgen, auf die Spur zu kommen, wurden von ihr mehrere Personen zu klimarelevanten Themen befragt. Unter Berücksichtigung auf Wohnsituation, örtliche Infrastruktur, Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, Besitz, Alter und Fahrzeugnutzung analysierte und kategorisierte sie die Antworten der teilnehmenden Personen mittels eines eigens entwickelten Leitfadeninterviews. Studiengangsleiter Christian Wartha weiß dieses Engagement zu schätzen: „Als Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Energie- und Umweltmanagement freut es mich natürlich ganz besonders, wenn sich junge Menschen mit dem Thema Umwelt wissenschaftlich auseinandersetzen. Wir sind stolz darauf diesen Leuten mit unserem Studiengang das nötige Rüstzeug mitgeben zu können, um aktiv an einer Lösung der Klimakrise forschen und arbeiten zu können.
Bequemlichkeit als Hemmschwelle
Das Ergebnis der Studie: Allgemein ist festzustellen, dass ein starkes Bewusstsein für das Klima, den Klimawandel und seine Auswirkungen vorhanden ist und dieses in die Konsumentscheidungen der Probanden miteinfließt. Dem gegenüber stehen jedoch die Bequemlichkeit und der gewohnte Lebensstil. Das Verlassen dieser Komfortzone kann neben anderen Faktoren als Hauptbarriere hinsichtlich eines klimafreundlichen Lebensstils gesehen werden. Das tägliche Aufstehen, zur Arbeit fahren, die Kinder versorgen …– um den Alltag wie gewohnt meistern zu können, ist man bereit, sein eigenes klimafreundliches Verhalten aufzugeben. So wählt man zum Beispiel das Auto als Transportmittel, weil es praktisch, schnell und flexibel ist. Oft wird klimaschädliches Verhalten auch einfach akzeptiert, wie zum Beispiel bei Lebensmitteln aus Übersee. Überrascht war Nina Bruckner vom Pessimismus einiger Probanden, aber auch vom fehlenden Interesse. „Ich glaube, dass vielen nicht bewusst ist, was sie schon alles klimaaktiv machen“, gibt sich Nina optimistisch. Der Trend in Richtung nachhaltigen Konsum ist nämlich deutlich: Energieeffiziente Kühlschränke, recyceltes Toilettenpapier oder Fairtrade-Kaffee sind im Vormarsch, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie ist davon überzeugt, dass es weiterhin wichtiger Informationen von Wissenschaftlern braucht, um das bereits vorhandene Klimabewusstsein noch mehr zu stärken und das eigene klimafreundliche Handeln voranzutreiben. „Bei den jungen Menschen“, so Nina, „kann man noch am meisten bewirken.“